Istanbul – Türkische Behörden ermitteln im Fall eines prominenten saudischen Regierungskritikers, der während des Besuchs des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul verschwunden ist. Jamal Khashukji (Chaschukdschi) ist einer der bekanntesten regierungskritischen Journalisten in Saudi-Arabien.

Der mit ihm befreundete türkische Journalist Turan Kislakci sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, Khashukji habe das Konsulat im Stadtteil Besiktas am Dienstag gegen 13.30 Uhr betreten, um Papiere abzuholen, sei aber nicht wieder herausgekommen. Seine Verlobte habe stundenlang vor dem Haus gewartet.

"In der Nacht gab es kein Lebenszeichen von Khashukji", sagt Kislakci. Am Morgen seien viele Journalisten und Unterstützer vor das Konsulat gekommen. Der Sender Al-Jazeera berichtete in der Nacht, die türkische Polizei habe begonnen, nach Khashukji zu suchen.

Khashukji schreibt auch für die "Washington Post", die sich "sehr besorgt" zeigte. Man versuche, mehr Informationen zu bekommen. "Es wäre unfair und empörend, wenn er wegen seiner Arbeit als Journalist und Kommentator festgehalten würde."

Die Türkisch-Arabische Medienorganisation rief per Twitter den türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf, sich des Falls anzunehmen. Khashukji lebe schon seit einer Weile in Istanbul.

In Saudi-Arabien strebt Kronprinz Mohammed bin Salman mit Reformen eine vorsichtige gesellschaftliche Öffnung erreichen. Politisch aber führt er das Land mit eiserner Hand, lässt keinen Widerspruch zu und hat viele Kritiker wegsperren lassen. (APA, 3.10.2018)