Rektor Heinz Engl sitzt nach wochenlangen Verhandlungen über das künftige Unibudget und einer letzten Marathonsitzung im Wissenschaftsministerium zufrieden in seinem Büro. Die eben abgeschlossene Leistungsvereinbarung für die Jahre 2019 bis 2021 bringt für die Uni Wien eine Budgetsteigerung von 17 Prozent – in absoluten Zahlen 207 Millionen Euro.

Geld, das der Chef der größten Universität dringend gebrauchen kann. Rund 60 Millionen davon müsse man aufwenden, "um den Status quo aufrechtzuerhalten", aber der Rest: "Damit kann man schon etwas anfangen", erklärt der Rektor.

Rektor Heinz Engl ist zufrieden. Das Budget ermögliche der Uni Wien massiv zu investieren. Eine Vorgabe sei die Aktivierung prüfungsinaktiver Studierender.
Foto: Heribert Corn
STANDARD: An welche Konditionen ist die Auszahlung der Budgetmittel gebunden?
Engl: In Fächern, in denen die Studienbedingungen nicht optimal sind, muss sich das Betreuungsverhältnis verbessern. Außerdem gibt der Bund vor, dass wir uns auf die Aufrechterhaltung und Stärkung der internationalen Konkurrenzfähigkeit konzentrieren. Da können wir jetzt wirklich massiv investieren – also für unsere Verhältnisse massiv. In Deutschland wurden gerade zwei Milliarden zusätzliches Geld in die Exzellenzinitiative gesteckt, so weit sind wir noch nicht.
STANDARD: Die Verteilung des Geldes hängt stark von der Zahl prüfungsaktiver Studierender ab. Wo liegt da die Universität Wien?
Engl: Prozentuell im Mittelfeld. Wir haben 50.000 prüfungsaktive Studierende, allerdings bei rund 93.000 Studierenden. Eine der Vorgaben ist: Das müssen wir steigern.

Ab November startet die Ausschreibung für rund 40 neue Professuren. Hinzu kommen 30 Tenure-Track-Stellen, also zeitlich befristete Verträge junger Wissenschafter, die bei Erreichen von Zielvorgaben in eine Lebenszeitprofessur münden können.

Inhaltlich will man neben einem Schwerpunkt auf Data-Science oder künstlicher Intelligenz auf neue Verbindungen verschiedener Disziplinen setzen. Mit der Med-Uni Wien plane man etwa die Professur "Computional Medicine", ein Zentrum für Mikrobiomforschung soll entstehen. Auch ein Masterstudium "Philosophy and Economics" ist in Planung. Engl will bereits bei den Berufungen jene Bewerber identifizieren, "die bereit sind, sich auf Kooperationen mit anderen Fächern einzulassen".

Neue Hürden

Um bessere Studienbedingungen zu erreichen, setzt die Uni Wien auch auf neue Zugangsbeschränkungen. Konkret soll ab 2019 der Zugang für folgende Studienrichtungen neu geregelt werden: Chemie, Rechtswissenschaften, Translationswissenschaften und Anglistik. Bei den Sozialwissenschaften kommen die Fächer Soziologie, Politikwissenschaft sowie Kultur- und Sozialanthropologie hinzu.

Wer sich ordentlich vorbereitet, müsse sich nicht fürchten, glaubt Engl. Wie viele Studienplätze es geben soll, sagt er noch nicht.
Foto: Heribert Corn
STANDARD: Wie viele Studierende sollen in diesen Fächern künftig aufgenommen werden?
Engl: Die Zahlen stehen in den Leistungsvereinbarungen, ich möchte zuvor jedoch unsere Dekane und Studienprogrammleiter informieren. Grob gerechnet entsprechen die Aufnahmezahlen künftig der Anzahl derer, die bislang aufgenommen wurden – minus "No Shows", also derjenigen, die keine einzige Prüfung abgelegt haben. Das heißt, es muss sich niemand fürchten. Wer sich ordentlich vorbereitet, hat gute Chancen.
STANDARD: Wie sollen die Aufnahmeverfahren aussehen? Engl: Die Online-Selbst-Assessments dienen nur der eigenen Orientierung. Dann wird es schriftliche Tests geben. Und in manchen Studien, etwa beim Lehramt, haben wir auch noch Interviews vorgesehen. Was wir nicht machen, sind Motivationsschreiben. Wer soll die alle lesen?

In der Psychologie habe sich gezeigt, dass Prüfungsaktivität, Erfolgsquote und Studiengeschwindigkeit mit den Aufnahmetests gestiegen sind, sagt Engl. Noch etwas wurde mit dem Ministerium vereinbart: "Wir sollen an ausgewählten Studien die Studierbarkeit überprüfen." Es brauche eine "intensive Analyse", ob ein Studium überfrachtet ist, ob es Engpässe gibt, die für Verzögerungen verantwortlich sind. Ein Kandidat könnte die Publizistik sein, die hier bereits Vorarbeiten geleistet hat. (Karin Riss, 3.10.2018)