Wohnbauförderung abrufen, das machen immer weniger Bauherren – insbesondere im Eigenheimsektor.

Foto: Newald

In Österreich herrscht ein Bauboom: Mehr als 77.000 baubewilligte Wohneinheiten im Jahr 2017 sind ein Allzeithoch. Weit über 20.000 Einheiten davon sind Eigentumswohnungen.

Allerdings dürfe man sich von dieser hohen Zahl nicht allzusehr blenden lassen, meint Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie in der Wirtschaftskammer. "Der prognostizierte Zinsanstieg sorgt einerseits für viele vorgezogene Projekte, andererseits zeigt die Erfahrung, dass nicht alle Bewilligungen unmittelbar zu einem Baubeginn führen."

Wie bereits zuvor Wohnbauforscher Wolfgang Amann (IIWB) im STANDARD betont auch Pfeiler, dass ein Überhitzungsrisiko auf dem heimischen Wohnbausektor besteht. Kritisch sieht der Fachverband vor allem die Tatsache, dass die Ausgaben der Wohnbauförderung seit Jahren rückläufig sind. Im vergangenen Jahr gingen diese um sieben Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zurück – den zweitniedrigsten Wert seit 1993.

Nur noch 28 Prozent der Eigenheime gefördert

Nach Wohneinheiten betrachtet lagen die Förderungszusicherungen im Neubau 2017 mit 27.450 knapp unter dem Vorjahr (27.730). Besonders deutlich gingen sie in Salzburg (17 Prozent), Oberösterreich (elf Prozent) und Kärnten (neun Prozent) zurück.

Insbesondere Einfamilienhäuser werden immer öfter ohne Förderung gebaut. Mit 4860 Förderzusicherungen gab es hier 2017 gleich einen Rückgang von sechs Prozent – ein historisches Tief. Der Förderdurchsatz, also das Verhältnis von geförderten zu insgesamt baubewilligten Eigenheimen, liegt österreichweit damit bei nur noch 28 Prozent. Über dem Durchschnitt liegen noch Ober- und Niederösterreich, Vorarlberg und Salzburg mit knapp 40 Prozent. In Wien und Kärnten werden Eigenheime praktisch nicht mehr gefördert, in der Steiermark, im Burgenland und in Tirol nur noch knapp jedes fünfte.

Weniger Sanierungen

Auch die Sanierungsförderung verliert weiter an Stellenwert. 2017 wurden dafür nur noch knapp 520 Millionen Euro ausgegeben, ein Minus von neun Prozent. "Vor allem die großvolumige Sanierung sackte ein", so Amann. "Selbst unter Zurechnung nicht geförderter Sanierungen liegt die Sanierungsrate heute bei etwa 0,7 Prozent und damit weit unter der politischen Zielvorgabe von zwei Prozent jährlich."

In Summe gehe die Schere zwischen freifinanziertem und gefördertem Wohnbau immer weiter auf, so Pfeiler. "Damit ist die Bedeutung der Wohnbauförderung als wohnbaupolitisches Lenkungsinstrument gefährdet."

20.000 leistbare Wohnungen fehlen

Dass vor allem für Studierende leistbare Wohnungen fehlen, darauf machte zuletzt auch Gemeinnützigen-Obmann Karl Wurm anlässlich des Semesterstarts aufmerksam. Mindestens 20.000 leistbare Wohnungen für Unter-30-Jährige würden fehlen. (red, 3.10.2018)