Bild nicht mehr verfügbar.

Beto O'Rourke will Ted Cruz den Senatssitz abknöpfen.

Foto: REUTERS/Erich Schlegel

Dass der neue Stern am Himmel der US-Demokraten über einen langen Atem verfügt, bewies Beto O'Rourke (46) vor zwei Jahren. Damals legte ein Blizzard den Flugverkehr zwischen seiner Heimat El Paso und Washington lahm. Um nicht zu spät zu einer Sitzung des Repräsentantenhauses zu kommen, wechselten einander der Demokrat und sein republikanischer Kollege kurzerhand am Steuer eines Mietwagens ab. 36 Stunden lang ließen die beiden die Öffentlichkeit mithilfe eines Livestreams an ihrem Roadtrip teilhaben, diskutierten heikle Themen wie Abtreibung – O'Rourke besteht auf der Wahlfreiheit der Frau – oder Cannabis, das er zur Bekämpfung der Bandenkriminalität freigeben will. Dazwischen stärkte man sich mit Coffee to go und Donuts.

Gut möglich, dass den telegenen 1,93-Meter-Mann irgendwo zwischen Texas und dem Capitol Hill der Ehrgeiz packte. Ausgerechnet in der Republikanerhochburg Texas schickt er sich an, den erzkonservativen Senator Ted Cruz aus dem Amt zu jagen. Auch wenn ihm Umfragen eine knappe Niederlage prophezeien: Nicht wenige Demokraten sehen in O'Rourke die bisher schlagkräftigste Antwort des fortschrittlichen Amerika auf Donald Trump. Mit seinem lockeren Habitus und einem dezidiert linksliberalen Programm trifft der ehemalige Skateboarder und Punkrocker vor allem in den urbanen Milieus einen Nerv. So floss, obwohl er auf Geld großer Lobbygruppen verzichtete, mehr Spendengeld in seinen Säckel, als in jenen seines Konkurrenten Cruz. Andere wollen in dem Literaturwissenschafter gar einen Wiedergänger des ikonischen Senators Robert Kennedy erblicken.

Getauft ist der Sohn irischstämmiger Einwanderer auf Robert Francis. Sein spanischer Spitzname Beto verweist auf seine Kindheit an Mexikos Grenze.

Bei so gut wie jedem seiner bis dato 254 Wahlkampfstopps – in allen Wahlbezirken von Texas – weist der dreifache Vater auf die beiden Nächte hin, die er in den 90er-Jahren hinter Gitter verbracht hat. Eine fasste er dafür aus, dass er über einen Zaun auf dem Gelände seiner Universität gesprungen ist. Die zweite, weil er sich betrunken ans Steuer setzte. Er sei dankbar, fügt er zerknirscht an, dass Amerika ihm eine zweite Chance gegeben hat. Und sollte es mit dem Senat diesmal nichts werden, darf O' Rourke wohl auch in der Politik auf einen zweiten Versuch zählen. Viele sehen in ihm einen zukünftigen Präsidenten. (Florian Niederndorfer, 4.10.2018)