Bali/Wien – Noch heizt Donald Trump der US-Wirtschaft mit Steuergeschenken ordentlich ein, doch die aktuelle Hochkonjunktur dürfte sich als Strohfeuer entpuppen. Das meint zumindest der Internationale Währungsfonds (IWF), der gemeinsam mit seiner Schwesterorganisation Weltbank ab Dienstag seine Herbsttagung auf Bali abhält. Die USA sind derzeit – neben asiatischen Ländern – die Lokomotive der globalen Wirtschaft. Die Betonung liegt aber auf: derzeit.

Nach einem Wachstum von 2,9 Prozent heuer rechnet der IWF mit einem allmählichen Rückgang der Steigerungsraten in den USA: auf 2,5 Prozent im kommenden Jahr und 1,9 Prozent 2019. Die Gründe dafür, dass der Fonds die Konjunkturerwartungen nicht mehr so rosig sieht wie noch im April dieses Jahres, sieht liegen ebenfalls in den USA. 2019 wird der von Trump angezettelte Handelskrieg Spuren hinterlassen, im darauffolgenden Jahr sorgt das Verpuffen der Steuerreform für einen zusätzlichen Dämpfer, heißt es im neuen Weltwirtschaftsausblick des Währungsfonds.

Abschwächung in Eurozone

Die Eurozone bekommt die Abschwächung des Außenhandels stark zu spüren und wird heuer nur noch um zwei Prozent wachsen. Die Revision der April-Prognose um 0,4 Prozentpunkte fällt dabei kräftig aus. Das hängt vor allem mit den noch stärker korrigierten Erwartungen für die deutsche Wirtschaft zusammen, die massiv vom Export abhängt. Dazu kommen weitere Negativeffekte wie die politische Unsicherheit in Italien und der Brexit, der dem Wachstum in Großbritannien einen immer deutlicheren Dämpfer versetzt.

Österreich wird sich laut IWF wie schon im Vorjahr weiterhin besser schlagen als die Eurozone, allerdings kann sich das Land nicht von der globalen Abschwächung abkoppeln. Das Wachstum sinkt demnach heuer leicht auf 2,8 Prozent und im kommenden Jahr auf 2,2 Prozent. Wie die heimischen Wirtschaftsforscher geht auch der IWF von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit in Österreich aus.

Wolken ziehen auf

Unter dem Strich ergeben die Revisionen für die USA, die Eurozone sowie für China und andere Schwellenländer für die Weltwirtschaft eine Korrektur der bisherigen Prognose. Heuer wird das noch im Frühjahr erwartete Wachstum von 3,9 Prozent verfehlt und stattdessen bei 3,7 Prozent zu liegen kommen und auch 2019 auf diesem Niveau verharren. "Und es gibt Wolken am Horizont", wie der scheidende IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld in seinem letzten Ausblick schreibt. Die Wahrscheinlichkeit weiterer negativer Schocks sei gestiegen. Dazu kommt: "In mehreren Schlüsselvolkswirtschaften wurde das Wachstum durch eine Politik unterstützt, die langfristig als nicht nachhaltig erscheint."

Was die Lage nicht gerade erleichtert, ist das Anziehen der Inflation und das damit verbundene Anziehen der geldpolitischen Zügel großer Notenbanken. Für die hohe Verschuldung von Staaten und Unternehmen bedeute diese Entwicklung eine Bruchlinie, meint der Fonds. Er warnt neuerlich vor größeren Verwerfungen der Schwellenländer – wie sie in Argentinien oder der Türkei bereits Realität sind. (as, 9.10.2018)