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Den Großteil seiner Einnahmen will Google mit Werbung rund um all seine populären Webdienste generieren. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen aber auch ein wachsendes Hardwaregeschäft aufgebaut. Und für dieses gibt es nun Nachschub: Im Rahmen eines Presseevents hat Google am Dienstagabend eine Fülle an neuen Geräten vorgestellt.

Pixel 3 (XL)

Mit dem Pixel 3 und Pixel 3 XL bringt Google zwei neue Modelle für seine Smartphone-Reihe. Gegenüber der Vorgängergeneration ist bei beiden der Bildschirm deutlich gewachsen, während die äußeren Abmessungen praktisch unverändert geblieben sind. Konkret bedeutet das, dass das Pixel 3 einen Screen mit 5,5 Zoll aufweist, während das Pixel 3 XL auf 6,3 Zoll kommt. Beim Pixel 2 und 2 XL waren es noch 5 respektive 6 Zoll.

Das Pixel 3 und Pixel 3 XL wird es in den Farben Just Black, Clearly White und Not Pink geben.
Grafik: Google

Der Weg dorthin war ein unterschiedlicher: Während für das Pixel 3 einfach der Rahmen ober- und unterhalb des Displays verkleinert wurde, wurde ein ähnlicher Schritt beim XL-Modell schon im Vorjahr unternommen. Also musste man zu anderen Methoden greifen – und diese dürften wohl nicht allem gefallen: Das Pixel 3 XL weist nämlich einen Displayausschnitt ("Notch") auf, wie man ihn schon von anderen aktuellen Geräten kennt. Jener von Google ist allerdings besonders groß – und vor allem hoch – ausgefallen, wodurch auch die Statuszeile fast auf die doppelte Höhe gezogen wird. Beide Smartphones sind mit einem OLED-Screen ausgestattet, wobei jener des Pixel 3 XL etwas höher aufgelöst (2.960 x 1.440 Pixel) ist als jener des Pixel 3 (2.160 x 1080 Pixel).

Darüberhinaus gibt es wieder Stereo-Lautsprecher an der Vorderseite, was auch bedeutet, dass der Bildschirm nicht bis an das untere Ende des Gehäuses reicht. Gerade beim XL-Modell fällt so ein deutliches Kinn auf. Zumindest verspricht Google aber einen außergewöhnlich guten Klang. Dieser sei von einem mit dem Grammy ausgestatteten Musikproduzenten optimiert worden, heißt es etwas vage.

Das Pixel 3 XL hat einen großen Notch.
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Fast alles gleich

Weitere Unterschiede zwischen den Modellen gibt es angesichts der Gerätegröße natürlich beim Akku: Jener des Pixel 3 umfasst 2.915 mAh, was ein Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zum Pixel 2 darstellt. Der Akku des Pixel 3 XL ist hingegen sogar leicht kleiner geworden als jener des Vorgängers, und liegt nun bei 3.430 mAh. Es wird sich zeigen müssen, wie sich das auf die Akkulaufzeit auswirkt, denn das Pixel 2 XL war ja in dieser Hinsicht eines der besten Smartphones des Vorjahres. Es wird ein 18-Watt-Ladegerät mitgeliefert, das in 15 Minuten genügend Saft für sieben Stunden Smartphone-Nutzung liefern soll. Zudem gibt es gute Nachrichten, was das Aufladen betrifft: Pixel 3 und Pixel 3 XL unterstützen beide Wireless Charging. Ein Feature, das bei den letzten Google-Smartphones gefehlt hat.

Passend dazu gibt es auch ein neues Accessoire: Der Pixel Stand soll nicht nur die beiden Smartphones aufladen, er verwandelt sie auch in eine Art smartes Display. Heißt: Hier werden dann wichtige Informationen, wie Benachrichtigungen oder Kalendereinträge, eingeblendet. Wer will, kann aber auch eigene Fotos an dieser Stelle anzeigen oder das smarte Zuhause fernsteuern. Zudem lässt sich der Pixel Stand auch als "Tageslichtwecker" benutzen, der vor einem anstehenden Alarm nach und nach das Display heller werden lässt.

Der Pixel Stand ist eine drahtlose Ladestation für Google.

Eine der großen Stärken von Googles Smartphones ist üblicherweise die Kamera. Und diese Stärke will Google mit der neuen Hardewaregeneration besonders betonen. Während praktisch der gesamte Mitbewerb aktuell auf zwei oder drei Sensoren für die Hauptkamera setzt, beharrt Google auf einem einzelnen 12,2-Megapixel-Sensor (f/1,8) – und will trotzdem bessere Ergebnisse erzielen.

Anders sieht es an der Vorderseite aus. Hier gibt es nämlich erstmals zwei Kameras, wovon eine als Weitwinkel ausgeführt ist. Genutzt werden soll dies etwa für Gruppenaufnahmen, um mehr Personen ins Bild zu bekommen. Konkret spricht Google von einem 68 Prozent größeren Ausschnitt. Beide Sensoren bieten 8 Megapixel. In Videofragen gibt es maximal 4K bei 30 Bildern pro Sekunde oder 1080p bei der Frontkamera.

KI-Kamera

Neben einer weiter gesteigerten Bildqualität sollen sich Pixel 3 und Pixel 3 XL nicht zuletzt über smarte Features von den Kameras anderer Smartphone-Hersteller abheben. So gibt es eine neue "Top-Foto" genannte Funktion, die mithilfe von Maschinenlernen garantieren soll, immer das "perfekte" Foto zu schießen.

Wie schon bisher für die Motion Photos werden dabei rund um das Drücken auf den Auslöser weitere Bilder erzeugt. Findet das Kamera nun einen Schnappschuss, der besser ist, schlägt es vor diesen statt dem eigentlich getätigten Foto zu speichern. Zu den entscheidenden Faktoren gehört dabei, ob das Gegenüber gerade in die Kamera sieht, lacht oder die Augen offen sind.

Googles Hardwarechef Rick Osterloh bei der Vorstellung der neuen Geräte.

Das Fehlen einer zweiten Kamera beim Pixel 3 (XL) führt vor allem dazu, dass man mit keinem vergleichbaren Zoom-Modus aufwarten kann. Doch auch hier will Google mit Künstlicher Intelligenz Abhilfe schaffen. Der "Super Resolution Zoom" soll scharfe Details bei einer Vergrößerung des Bildes erlauben.

Das klingt zunächst eher nach einer US-TV-Serie als nach einem echten Smartphone-Feature. Insofern muss sich erst zeigen, wie gut das Ganze tatsächlich funktioniert. Google verweist aber darauf, dass man sich hier Tricks bedient, die sonst in der Astronomie und der wissenschaftlichen Bildgebung zum Einsatz kommen..

Smarter Autofokus

Weitere Verbesserungen gibt es zudem beim Autofokus: Dieser soll nun Objekte verfolgen können, um diese bei Bewegungen immer im Vordergrund und somit scharf zu halten. Zudem ist die Videostabilisierung nun auch für die Frontkamera dabei. Und mit "Playground" können nun Fotos und Videos mittels Sticker und Texten nachträglich angereichert werden – eine Art erweiterte Variante jener AR Sticker, die es schon seit dem Vorjahr gibt. Passend zum Pixel-3-Launch soll es hier aber einige Sticker mit Charakteren aus den Marvel-Comics geben.

Ebenfalls neu ist der "Fotobox"-Modus: Dabei kümmert sich die Kamera selbst darum, den Auslöser für ein Selfie zu betätigen. Auch hierfür kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz, um den passenden Moment anhand des Gesichtsausdrucks zu erkennen. Bei der Frontkamera kann nun nachträglich die Intensität des Bokeh-Effekts bei Porträtaufnahmen verändert werden.

Nachtsicht

Für viele aber wohl wichtiger als all diese zusätzlichen Features ist die eigentliche Qualität der damit einhergehenden Aufnahmen. Dabei verspricht Google vor allem für Nachtaufnahmen weitere Verbesserungen, die man recht großspurig "Nachtsicht" nennt. Damit möchte man selbst beim Mondschein im Wald detailgetreue Aufnahmen in natürlichen Farben ermöglichen. Wie gut das dann wirklich funktioniert, müssen natürlich erst Tests zeigen.

Ein Vergleich mit der Konkurrenz.
Foto: Google

Und noch der Vollständigkeit halber: All die eigenen Aufnahmen können – wie schon von den aktuellen Pixels gewohnt – kostenlos in Originalqualität auf Google Photos abgespeichert werden – zumindest bis Ende Jänner 2022.

Hardwaredetails

Als Prozessor kommt wie zu erwarten Qualcomms aktueller Topprozessor zum Einsatz – also ein Snapdragon 845 mit Adreno 630 GPU. Dem sind 4 GB RAM zur Seite gestellt. Der lokale Speicherplatz beträgt je nach Ausführung 64 oder 128 GB, einen MicroSD-Slot bieten die Google-Smartphones wie gewohnt nicht.

Eine klassische Kopfhörerbuchse sucht man hier ebenfalls vergeblich, zumindest liefert Google aber eigene USB-C-Kopfhörer mit. Beide Smartphones sind nach IP68 wasserdicht, es gibt einen Fingerprint Reader, und der Rahmen kann gedrückt werden, um den Google Assistant aufzurufen. Auch eine eSIM ist wieder mit dabei, bleibt abzuwarten, ob diese auch real benutzt wird. Beim Pixel 2 XL war diese ja auf Googles eigenes Project Fi beschränkt.

Sicherheit

Eine der Stärken der Google-Geräte ist fraglos der Bereich Sicherheit, immerhin liefert kein anderer Android-Hersteller so konsistent und flott Updates. Diesen Vorteil will man mit dem Pixel 3 (XL) noch weiter ausbauen. So ist hier erstmals ein eigener Sicherheitschip namens Titan M verbaut, der unter anderem die Accounts der Nutzer aber auch die Verschlüsselung des Geräts und die Integrität des Systems zusätzlich absichern soll.

Als Software kommt wie zu erwarten die aktuellste Android-Version zum Einsatz – in diesem Fall also Android 9 "Pie". Google verweist dabei unter anderem als Highlights auf die Digital-Wellbeing-Funktionen, die es derzeit bereits in Beta für aktuelle Pixel-Geräte gibt. Zudem gibt es eine neuere Version von Google Lens, die nun direkt im Live-Geschehen Objekte wie Tiere und Pflanzen identifizieren kann. Es reicht dafür das gewünschte Objekt in der Kameravorschau anzuwählen.

Neue Geräte von Google.

Verfügbarkeit

Pixel 3 und Pixel 3 XL können ab sofort in den Farben "Just Black", "Clearly White" und "Not Pink" über den Google Store sowie diverse Händler und Mobilfunker vorbestellt werden. Die Auslieferung soll dann ab dem 2. November erfolgen. Der Preis beginnt bei 849 Euro für das Pixel 3 und 949 Euro für das Pixel 3 XL, womit vor allem das kleinere Modell merklich (50 Euro) teurer geworden ist als der Vorgänger. Google folgt in dieser Hinsicht also dem Branchentrend. Wer bis zum 31. Dezember zuschlägt bekommt zumindest sechs Monate Youtube Music Premium kostenlos dazu. Der Pixel Stand kostet 79 Euro.

Die wirklich schlechten Nachrichten gibt es aber bei der regionalen Verfügbarkeit: Im Vergleich zum Pixel 2 (XL) sind zwar zahlreiche neue Länder hinzugekommen, darunter etwa Japan, Taiwan und Frankreich, Österreich findet sich aber einmal mehr nicht in dieser Liste. Die Erfahrung zeigt aber, dass das Gerät schon bald über diverse Händler in Österreich erhältlich sein sollte. Ein Ersatz für einen echten Launch ist das natürlich nicht..

Pixel Slate

Mit dem Pixel Slate stellt Google sein erstes Tablet seit drei Jahren vor – und nimmt damit einen Neustart in dieser Sparte vor. Statt Android kommt nun nämlich Chrome OS als Betriebssystem zum Einsatz. Wer nun befürchtet, dass hier nur Web-Apps laufen werden, kann beruhigt werden: Unter Chrome OS lassen sich nämlich mittlerweile sowohl Android-Apps als auch Linux-Anwendungen nutzen – wobei Letzteres vor allem für Entwickler gedacht ist.

Das Pixel Slate.
Foto: Google

Doch auch in Hinblick auf die grundlegende Ausrichtung gibt es Änderungen: Versteht sich das Pixel Slate doch als Convertible. Es ist also als Konkurrenz zu Microsoft Surface Pro und Apples iPad Pro gedacht. Die nötige Performance soll denn auch ein Intel-Prozessor liefern, wobei die günstigste Ausführung mit einem Celeron-Chip ausgestattet ist, während das Topmodell einen Core i7 beinhaltet. Die RAM-Ausstattung liegt zwischen 4 und 16 GB.

Die weiteren Spezifikationen: Es gibt einen 12,3-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 3.000 x 2.000 Pixel. Man betont dabei, dass man zu einer eher ungewöhnlichen Display-Technologie gegriffen hat: "Low Temperature Polycrystalline Silicone" ist eine LCD-Art, die deutlich bessere Darstellung verspricht – sagt zumindest Google. Ebenfalls stolz ist man auf Stereo-Lautsprecher an der Vorderseite, die starken Sound bieten sollen. Zudem gibt es Kameras nach hinten und vorne. Ein interessantes Detail: Der Power-Button ist mit einem Fingerprintscanner kombiniert, um hier die biometrische Authentifizierung zu ermöglichen. Auch hier ist ein Titan-Security-Chip zur weiteren Absicherung enthalten.

Das Pixel Slate mit Keyboard-Dock, Pen und einem Pixel 3 XL.
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Tastatur

Google selbst bietet eine externe Tastatur im Folio-Stil an, die vom Design her an Microsofts externe Tastaturen erinnert. Ebenfalls separat erhältlich ist ein Stift – hier greift man einfach zu jenem Pen, der schon seit dem Vorjahr für das Pixelbook erhältlich ist.

Mit dem Wechsel auf Chrome OS geht übrigens ein wichtiger Vorteil für die Nutzer einher: Bieten doch solche Geräte erheblich längeren Support als Android-Tablets. Konkrete Details verrät Google in dieser Hinsicht zwar noch nicht, aber angesichts anderer bereits verfügbarer Chrome-OS-Tablets ist davon auszugehen, dass es mindestens fünf Jahre lang Softwareaktualisierungen geben wird.

Warteliste

Das Pixel Slate wird "später im Jahr" über den Google Store verfügbar sein. Der Preis beginnt, je nach Modell, bei 599 US-Dollar. Die Tastatur soll 199 US-Dollar kosten, den Pen gibt es um 99 US-Dollar. Allerdings gibt es eine wichtige Beschränkung: Das Tablet wird vorerst nur in den USA, Kanada und Großbritannien verfügbar sein.

Google Home Hub

Mit seinen smarten Lautsprechern hat Google gerade im vergangenen Jahr einen beeindruckenden Aufstieg hingelegt und sich zur Nummer 1 in dieser Sparte aufgeschwungen. Ein Produkt fehlte bisher aber im Vergleich zur Konkurrenz von Amazon: Ein smartes Display. Nun reicht Google auch dieses nach.

Der Google Home Hub.
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Der Google Home Hub versteht sich als smarter Lautsprecher mit einem zusätzlichen 7-Zoll-Bildschirm. Mithilfe dessen sollen die Ergebnisse grafisch angereicht werden, sei es eine Wettervorschau oder auch Songtexte oder Details zu einer anstehenden Reise. Und Kochrezepte können Schritt für Schritt abgearbeitet werden – samt kleinen Videoclips dazu. Youtube-Videos lassen sich hier ebenfalls wiedergeben, wie Google betont – ein kleiner Seitenhieb auf die Konkurrenz von Amazon und dessen Echo Show.

Natürlich kann das Ganze auch als Zentrale für das smarte Zuhause dienen, also etwa um die Lichthelligkeit zu regeln, oder andere entsprechende Geräte zu steuern. Dazu gibt es unter dem Namen "Home View" nun ein neues Dashboard, das einen Überblick über alle smarten Geräte im Haushalt bietet. Dafür braucht es aber genau genommen gar keinen Home Hub, all diese Funktionen sollen auch in einer neuen Version der Google Home-App landen.

Wer will kann den Home Hub auch als digitalen Fotorahmen nutzen. Dabei können entweder fixe Bilderreihen festgelegt werden oder auch Live-Alben, in denen mittels Google Photos laufend neue Fotos landen.

Keine Kamera

Ein Anwendungsfall anderer smarter Lautsprecher fehlt hier hingegen: Eine Kamera gibt es nicht, insofern ist auch kein Videochat möglich. Google betont, dass das eine bewusste Entscheidung ist: Die Nutzer sollen sich wohl damit fühlen, den Home Hub auch in ihrem Schlafzimmer zu nutzen. Ein Schalter auf der Rückseite erlaubt es zudem, das Mikrofon physisch zu deaktivieren. Die restlichen Spezifikationen lesen sich so: Es gibt WLAN 802.11ac, die Abmessungen betragen 178,5 x 118 x 67,3 mm, das Gewicht liegt bei 480 Gramm.

Der Google Home Hub kann ab sofort im Google Store vorbestellt werden – allerdings nur in wenigen Ländern. Vorerst bleibt das Ganze auf die USA, Großbritannien und Kanada beschränkt. Nach Deutschland soll das Gerät dann im Jahr 2019 kommen, heißt es. Der Preis liegt bei 149 US-Dollar, womit man die Konkurrenz zum Teil deutlich unterbietet.

Eine von Leaks geplagte Periode vor dem Launch-Event wird perfekt abgeschlossen: Ein Video mit den Neuigkeiten wurde zu früh online gestellt.
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(Andreas Proschofsky, 9.10.2018)