Schuldspruch für Sigi Maurer: Die Ex-Grünen-Politikerin wurde wegen übler Nachrede verurteilt. Sie hatte einem Biershopbetreiber vorgeworfen, ihr obzöne Nachrichten geschrieben zu haben.

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Sigi Maurer polarisiert. Sie ist jung, weiblich, selbstbewusst, links – und sie hat keine Angst, zu dem zu stehen, was sie gemacht hat. Als sie Richter Stefan Apostol am ersten Verhandlungstag am Wiener Straflandesgericht fragte, ob sie bereut, die sexuell erniedrigenden Facebook-Nachrichten veröffentlicht zu haben, verneinte sie. Ein Umstand, der ihr schließlich den Schuldspruch einbrachte.

Für die einen ist sie die mutige Kämpferin, die sich wehrt, für die anderen die Frau, die sich nicht scheut, jemanden an den medialen Pranger zu stellen. Dabei begleiteten Vergewaltigungsdrohungen und Beleidigungen beinahe ihre gesamte politische Karriere. Warum sie die obszönen Facebook-Nachrichten veröffentlichte? Um zu zeigen, dass es keine legalen Möglichkeiten gebe, sich zu wehren.

ÖH-Vorsitzende während Audimax-Besetzung

Die 33-Jährige wuchs im Tiroler Stubaital als älteste von vier Schwestern auf. In Innsbruck belegte sie zunächst Musikwissenschaft. Als dem Studiengang das Aus drohte, begann sie sich in der Hochschülerschaft zu engagieren – bei der Gras, den Grünen und Alternativen Studenten. Als sie 2009 zur ÖH-Vorsitzenden gewählt wurde, zog sie nach Wien und inskribierte Soziologie. Ihre Amtszeit war von Studentenprotesten und der Audimax-Besetzung geprägt, sie verlieh der Bewegung ein Gesicht.

2012 kandidierte Maurer für ein grünes Nationalratsmandat und erreichte dieses prompt. Spätestens damit wurde die Wissenschaftssprecherin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als eine, die gern diskutiert, mitunter auch aneckt und kompetent streiten kann – von manchen auch als "Tiroler Sturheit" zusammengefasst.

Parteiinterne Kritikerin

Die Lust an der Debatte führte Maurer auch innerhalb der Partei. Immer wieder kritisierte sie "verwaschene Inhalte" und forderte mehr Kante von den Grünen. Das Ausscheiden der Partei aus dem Nationalrat im vergangenen Herbst schmerzte sie. "Ich war gerne Abgeordnete", schrieb sie auf Twitter. Doch ein anderer Tweet sorgte für mehr Furore. Sie postete ein Foto mit Sektglas und zeigte dabei ihren Mittelfinger: "To all the haters with love", schrieb sie dazu, als Antwort auf Häme und Beleidigungen nach dem grünen Scheitern. Der Boulevard sah sich provoziert und berichtete über das Gehalt der Ex-Abgeordneten.

Heute arbeitet Maurer beim Institut für Höhere Studien und macht ihren Master in Soziologie. (Marie-Theres Egyed, 9.10.2018)