Windräder am Berg sind im Schweizer Kanton Wallis bereits Realität. IN Salzburg gibt es weiterhin kein einziges Windrad.

Foto: APA/KEYSTONE/OLIVIER MAIRE

Salzburg – Erneut ist ein Anlauf für die Errichtung der ersten Windräder im Bundesland Salzburg gescheitert. Auf dem Fanningberg in Weißpriach, einem Skigebiet, sollten acht Windräder entstehen. Doch wie der STANDARD berichtete, haben die Betreiber das Projekt nun gestoppt. Der Gegenwind der letzten Wochen war stürmisch. Die Tourismuswirtschaft warnte vor Verschandelung, eine Bürgerinitiative stellte sich gegen die Errichtung, und die Kronen Zeitung fuhr wochenlang eine Kampagne gegen die Windräder.

Doch diese Ablehnung der Windenergie entspricht nicht der mehrheitlichen Meinung im Bundesland. Das zeigte eine Energieumfrage unter 800 Salzburgerinnen und Salzburgern, die älter als 16 Jahre sind, die das Land Anfang des Jahres bei der Imas in Auftrag gegeben hat. 92 Prozent halten Strom aus Windkraftwerken für nachhaltig und sinnvoll. 72 Prozent der Befragten finden sogar, Windräder seien mit dem Landschaftsbild vereinbar.

Die Umfrage zeigte auch eine fast einhellige Zustimmung zur Klima- und Energiestrategie des Landes. Demnach soll Salzburg bis 2050 klimaneutral und energieautonom sein. Auch 96 Prozent der Salzburger wollen bei der Energieversorgung unabhängig sein. Derzeit liegt der Anteil der erneuerbaren Energie bei 48,5 Prozent. Damit ist Salzburg auf Platz drei im Bundesländervergleich hinter Kärnten und dem Burgenland, das 2016 wegen des Windkraftausbaus Salzburg vom zweiten Platz verdrängte.

Regionalverband wollte entscheiden

In Weißpriach wurde vor dem Rückzug zunächst das Widmungsverfahren für das Projekt ausgesetzt. Denn die 15 Bürgermeister im Lungau haben sich für ein gemeinsames Vorgehen im gesamten Bezirk ausgesprochen. Sie haben im Regionalverband beschlossen, nach der Gemeinderatswahl im März alle 190 Gemeinderäte über die Windräder abstimmen zu lassen. Die Mehrheitsentscheidung werde in das regionale Entwicklungsprogramm des Lungaus aufgenommen und habe damit bindenden Charakter für den gesamten Bezirk.

Ob diese Grundsatzentscheidung nun ohne Projekt trotzdem stattfinden wird, ist noch unklar. Der Betreiber hat das Projekt am Fanningberg zurückgezogen, weil er davon ausging, dass die Abstimmung negativ ausgehen würde. Der Zonenplan für Windenergie in Salzburg, der vom Land ermittelt wurde, zeigt, dass die ertragreichen Standorte im Wesentlichen im Lungau sind.

Die FPÖ hat im Landtag eine nicht bindende Volksbefragung zu den Windrädern gefordert, erhielt aber keine Zustimmung. Die bisher geplanten Projekte im Lungau in St. Margarethen und im Thomatal wurden beide per Bürgerabstimmung begraben. Die Gemeinde Weißpriach hat sich übrigens für die Windräder ausgesprochen, der Aufschrei kam von anderen Lungauer Gemeinden. Die geplanten Windräder hätten 16.000 Haushalte versorgen können.

Vorzugsflächen abgesagt

Noch im Vorjahr hatte das Land geplant, mit einer überörtlichen Raumplanung die Bürgermeister zu entlasten. Es sollten Eignungs- oder Vorrangflächen im Landesentwicklungsprogramm verankert werden. Aus dem Büro des für Raumordnung zuständigen Landesrats Josef Schwaiger (ÖVP) hieß es, dass dies derzeit nicht geplant sei.

Eine Neuigkeit für Umweltlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne), der weiterhin für eine Verankerung im Landesentwicklungsprogramm ist. "Bevor der Reihe nach die Projekte abgeschossen werden, sollten wir uns einmal dazu bekennen, wo Windkraftanlagen sinnvoll wären", betont Schellhorn. Letztlich brauche es dann wieder Betreiber, die sich auf ein Projekt einlassen. Derzeit ist kein Projekt mehr in Salzburg Gegenstand eines Verfahrens. (Stefanie Ruep, 11.10.2018)