Fernsehn ohne Gis ist mit einigen Umwegen auch in Österreich möglich.

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Wer fernsehen will, muss Gis zahlen: Diese Erkenntnis ist nicht so absolut, wie man glauben mag. Wer die Services des ORF nicht nutzen und je nach Bundesland bis zu 26,73 Euro pro Monat zahlen möchte, hat einige Möglichkeiten, um sie zu umgehen.

Konkret ist man gebührenpflichtig, wenn man ein Gerät besitzt, welches eine Rundfunktechnologie besitzt und somit empfangsbereit ist – oder aber mit "geringfügigem Aufwand" betriebsbereit gemacht werden kann.

Tuner ausbauen

Bei einem Fernseher (und auch bei einem Radio) ist die für den Empfang zuständige Komponente der Tuner, der Fernsehsignale herausfiltert. Mittlerweile gibt es Fachgeschäfte, die anbieten, den Tuner auszubauen und somit aus dem Fernseher einen Monitor zu machen, der nicht mehr meldepflichtig ist. Das bestätigt auch ein Sprecher des Gebühreninfoservice auf Anfrage des STANDARD. Aber: "Sollten TV-Geräte umgebaut werden, bestehen wir in diesen Fällen auf eine Bescheinigung der Fachwerkstätte, dass das Gerät keine Empfangsmöglichkeit für Rundfunktechnologien mehr enthält."

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Somit sollte der Ausbau in jedem Falle durch eine solche erfolgen. Beispielweise in Wien gibt es zahlreiche Anbieter, die auch Bestätigungen aushändigen. Bei einer Recherche fand sich die Dienstleistung zu Preisen zwischen 80 und 150 Euro. Einige der Anbieter erklärten allerdings auf Anfrage, dass einige Geräte ohne die Komponente einen Softwarefehler ausspielen und nicht mehr nutzbar sind. Das liege daran, dass das Gerät beim Start alle Komponenten abfragt und das Fehlen des Tuners registriert. Das sei jedoch besonders selten der Fall, dass das Gerät gänzlich seine Funktionalität verliert: "Bei einigen wenigen TVs bestimmter Marken kommt das vor", sagte ein Techniker dazu.

Recherche im Voraus

Zwei unterschiedliche Fachwerkstätten versicherten, dass sie jeweils nach dem Umbau testen, ob das Gerät noch funktionsfähig ist, und, sofern das nicht so ist, den Tuner wieder einbauen. Dafür würden keine Gebühren anfallen. Jedoch bleibt auch in diesem Falle infrage zu stellen, wie modular das jeweilige Gerät aufgebaut ist, sodass der Tuner ohne Schäden aus- und wieder eingebaut werden kann. Daher empfiehlt es sich, im Voraus zu recherchieren, ob das spezifische TV-Gerät ohne funktionieren kann – und, sofern der Besuch bei einer Werkstätte erfolgt, sich im Voraus versichern zu lassen, dass in diesem Fall keine Kosten anfallen.

Verlötung wird nicht akzeptiert

Einige der Werkstätten boten auch an, den Tuner alternativ zu verlöten und so den Zugang zu verhindern. Hier gilt jedoch Achtung zu bewahren: Auf Anfrage erklärte der Sprecher, dass die Verlötung aus Sicht der Gis mit wenig Aufwand wieder entfernt werden kann, weswegen die Methode nicht als gültiger Grund für eine Abmeldung akzeptiert werde.

Fernseher ohne Tuner bzw. Monitore

Eine weitere Möglichkeit sind Fernseher, die bereits ohne Tuner verkauft werden. Das österreichische Start-Up Nogis hat die aufgrund der Gesetzeslage hierzulande erhöhte Nachfrage erkannt und bietet solche ohne Tuner und Antennenanschluss an. Alternativ bietet sich etwa der schwedische Anbieter Swedx an. Oder aber man entscheidet sich für sogenanntes Public Display, welches aufgrund seines eigentlichen Nutzungszwecks – etwa als Infobildschirm an öffentlichen Orten – keine Tuner verbaut.

Hier muss man nur darauf achten, dass für die reguläre Verwendung notwendige Teile – etwa Lautsprecher – verbaut sind. Ebenso bieten sich Monitore an, wobei hier oft die Lautsprecher fehlen und große Geräte meist weitaus teurer sind als "reguläre" Fernseher. Streamingsticks wie Amazons Fire TV und Chromecast sorgen zugleich dafür, dass auch Geräte, die eigentlich keine SmartTVs sind, sich mit dem Internet verbinden können und so Streaming ermöglichen. (muz, 14.10.2018)