Lothar Matthäus (re.) feuert gegen DFB-Teamchef Joachim Löw aber auch gegen die Spieler: "Neuer, Boateng, Hummels, Kroos haben den Laden nicht im Griff."

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Lothar Matthäus hat nach der 0:3-Niederlage der deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden Kritik am DFB-Team und Bundestrainer Joachim Löw geübt. "Mit einer Leistung wie in Holland müsste einem für das Spiel in Frankreich angst und bange werden", schrieb Matthäus in seiner Kolumne "So sehe ich das" bei skysport.de.

"Ich war, wie viele andere, nach der WM auch dafür, dass Löw weitermachen darf und soll. Das hat er verdient. Er ist ein sehr guter Trainer, aber auch er muss das wieder unter Beweis stellen", so Matthäus. "Klar ist aber auch, dass vor allem die Trainer an den Ergebnissen gemessen werden, und die sind aktuell schlecht und gehen Hand in Hand mit spielerischem Unvermögen."

"Den Laden nicht im Griff"

Matthäus kritisiert vor allem, das Löw an bestimmten Spielern festhalte. "Was ist mit dem Leistungsprinzip? Wieso spielen Akteure, die aktuell total außer Form sind? Wieso werden so viele Spieler auf Positionen aufgestellt, die sie im Verein nicht spielen?", meinte der 57-Jährige. "Die Achse, auf die Jogi Löw vertraut und die jeder Trainer gerne hat, funktioniert einfach aktuell nicht, denn diese Spieler haben mit sich und mit Problemen in ihren Vereinen zu kämpfen."

Namentlich seien das Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller. "Sie sind die Erfahrensten, haben den Laden aber aktuell überhaupt nicht im Griff", so Matthäus, der zudem für mehr Einsatzzeit von Julian Brandt und Leroy Sane, beide 22, plädierte.

Neuer raus aus dem Tor

Zudem wünscht sich Matthäus im Tor einen Wechsel – zumindest vorübergehend. "Neuer hat aktuell nicht die Form und Sicherheit, die er vor seiner schweren Verletzung gehabt hat", meinte der fünfmalige WM-Teilnehmer. "Zudem spielt Marc-Andre ter Stegen seit Jahren Weltklasse in Barcelona. Ich finde, er hätte langsam die Chance verdient, ein wichtiges Spiel von Anfang an zu bestreiten."

Den Deutschen droht im Stade de France beim Nations-League-Schlager gegen Frankreich am Dienstag (20.45 Uhr, live ARD) der nächste Nackenschlag. Bei einer weiteren Niederlage dürfte Löw mehr denn je zur Diskussion stehen.

Der 58-Jährige muss personell und taktisch einen Plan entwerfen, um einem weiteren Desaster zu entgehen. Bei einer Niederlage droht den nach zwei Gruppenspielen bei nur einem Zähler haltenden Deutschen der Abstieg in die Liga B. Das wäre vor allem ein Prestigeverlust für den ehemaligen Weltranglistenersten. Den Gegner sieht man in Frankreich als schwer angeschlagen. Die Sporttageszeitung "L'Equipe" schrieb von einem großen Absturz der Deutschen – "fast ein Abstieg in die Hölle, und der Absturz scheint nicht zu enden". (sid, APA, red, 15.10.2018)