Die Stadt spielt mit offenen Karten. Und das ist in jedem Fall gut so. Erstmals ließ der Stadtschulrat in Wien in Kooperation mit der Polizei die Zahl der Anzeigen wegen Gewaltdelikten in den Schulen erheben. Ob 258 diesbezügliche Anzeigen – bei 230.000 Schülern in 700 Einrichtungen – viel oder wenig sind, lässt sich mangels Vergleichbarkeit nicht sagen. Wichtig ist, dass diese Zahl in der auch politisch intensiv geführten Debatte zu Gewalt an Schulen überhaupt auf dem Tisch liegt.

Auch nächstes Jahr wird man sich Fragen stellen: Geht es um eine Verhinderung weiterer Anzeigen? Oder ist es auch ein Erfolg, wenn es mittelfristig mehr Anzeigen gibt, weil Schulen, die aus unterschiedlichsten Gründen auf Anzeigen verzichtet haben, diese Maßnahme wählen? Die Polizei geht noch von einer hohen Dunkelziffer aus.

Noch wichtiger sind die Konsequenzen, die daraus gezogen werden. Der Vorstoß von Bildungsdirektor Heinrich Himmer, die Polizei durch Gewaltpräventionsveranstaltungen und Gespräche mit gefährdeten Schülern näher an die Schule heranzuführen, ist ein interessanter Gedanke. Geschulte Beamte können Schülern mit Nachdruck erklären, was es heißt, wenn es tatsächlich zur Anzeige oder, noch schlimmer, zu einer Vorstrafe kommt. Dass es gar nicht erst eskaliert, dafür müssen aber auch Stadtregierung und Bund sorgen: Mit bisher nur 27 fixen Schulsozialarbeitern für Problemfälle zeigen beide derzeit nur wenig Motivation. (David Krutzler, 16.10.2018)