Golf vor Kadett vor Corolla. 25.422, 15.217 und 11.346 Stück – ergibt eine Schnellsuche nach den top drei der Pkw-Neuzulassungen 1988. In der Markenwertung lag klar VW in Front (41.647), gefolgt von Opel (28.796) und Ford (22.019). Im Gründungsjahr des STANDARD wurden 253.072 Pkws und Kombis angemeldet, erheblich weniger als heute – 2017 waren es 353.320. Und dem aktuellen heimischen Fahrzeuggesamtbestand von 6.771.395 standen damals 2.784.792 gegenüber.

Als der STANDARD gegründet wurde, stand der Golf schon zehn Jahre lang an der Spitze der Zulassungsstatistik. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Foto: Volkswagen

Ja, die Straßen und Autobahnen waren erheblich dünner besiedelt (und Parkplätze fanden sich leichter). War auch in der Medienwelt so – es gab weniger Zeitungen und Magazine. Internet? Was is'n das?

Es ließ sich natürlich noch viel hingebungsvoll Fahrspaß erleben, mit aus heutiger Sicht miserablen Fahrwerken, Lenkungen, Leuchten (Nachtsicht!). An den Autos konnte man noch selbst rumzangeln, die Elektronikrevolution hob eben erst an, das Musikprogramm an Bord wurde per Kassettenrekorder gestaltet, die CD setzte sich erst langsam durch.

Waldsterben

Und es herrschte dicke Luft. Nicht nur, weil sich leise der Systemzusammenbruch des Sowjetimperiums abzeichnete, der hätte leicht im atomaren Weltenbrand enden können, sondern buchstäblich. Das daraus resultierende Waldsterben war in aller Munde.

In der Diskussion um die Katalysatorpflicht preschten deshalb Schweden, die Schweiz und Österreich vor, was nicht eben häufig passiert, und führten Abgasvorschriften nach US-Vorbild ein. Seit 1987 bestand für Neuwagen über 1.500 Kubikzentimeter Hubraum Katalysatorpflicht, seit 1. Jänner 1988 auch für alle übrigen Neuwagen mit Ottomotor. Dazu kam auch das bleifreie Benzin, seit 1985 stellten die Tankstellen sukzessive um.

Staubige Archive

Auffällig für 1988 ist der Umstand, dass die noch keine 20 Jahre in Österreich vertretenen Japaner bereits eine enorm starke Position errungen hatten, doch befragen wir einmal die Statistik Austria, wie der Fahrzeugbestand nach Automarken da überhaupt aussah. Gerda Fischer hat die Daten liebenswerterweise für uns aus dem staubigen Archiv geklaubt.

Die Top 20: VW (570.096), Opel (379.433), Ford (262.423), Mazda (182.910), Fiat (143.123), Mercedes (136.113), Renault (130.515), Toyota (128.122), Audi (115.756), Nissan (111.737), BMW (93.195), Peugeot (89.172), Citroën (67.635), Mitsubishi (57.861), Volvo (51.688), Honda (37.208), Suzuki (28.567), Subaru (27.863), Lada (20.721), Alfa (19.529).

Inselschätze

Und obwohl etwa die Engländer mit ihrem Autolatein am Ende waren, es fuhr noch reichlich "Made in UK" auf unseren Straßen – 8.773 Autos aus dem British-Leyland-Bauchladen (Mini speziell), Rover (4.355), Vauxhall (2.951), Austin (2.142), Jaguar (1.832), Triumph (1.227), MG (825), Morris (654), Morgan (131), Rolls-Royce – 118 Stück der exquisiten Ware gab's in Österreich, inklusive der beiden von Ernst Fuchs und Udo Jürgens.

Ach ja, 53 Bentleys waren da auch noch, und es ginge noch weiter unter der Flagge des Union Jack. Dann müssten wir Ihnen aber all die Ostblock-Maseratis unterschlagen, die Russen, die Tschechen, die DDR. Angeführt wurde die Bestandsliste von Lada (20.721), gefolgt von Skoda (8.366), Polski Fiat (250), Gorki Automobilwerk (GAZ, 168), Moskwitsch (153), Zastava (91), Wartburg (28), Trabant (11) und IFA (2), die letzten drei alle aus der DDR.

Exoten

Polski Fiat? Um den kursierte der Witz, weil Wojtyla Papst und so, es handle sich hier um das einzige Auto, das heiliggesprochen werde. Weil es so klein sei, dass in ihm keine Sünde möglich sei.

Wir schließen mit Marken, die auch Sie vermutlich länger nicht mehr gehört haben: Autobianchi, Borgward, DAF, DKW, Goliath, Innocenti, Lloyd, Matra, NSU, Puch, Simca, Studebaker, Sunbeam, Wanderer, Reliant, Talbot. 2048, zum 60er des STANDARD, sehen wir uns dann an, was aus der heutigen Autowelt geworden ist. (Andreas Stockinger, 19.10.2018)