Ein internationales Nachrichtenmagazin hat (wieder einmal) einen Österreicher auf dem Cover. Diesmal war es Newsweek mit Sebastian Kurz. Es waren aber auch schon Time oder der Spiegel mit Kurt Waldheim oder Jörg Haider oder letzten Juni einfach "Kleiner Brauner" (Spiegel). Oder vor zwei Jahren: Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer auf Time mit "Die Gesichter der neuen Rechten".

Bei der Wahl 2017 schrieb das Editorial Board (so etwas wie das oberste kollektive Meinungsgremium) der New York Times: "Bei der Wahl erhebt Österreichs Nazi-Vergangenheit ihr Haupt." Jetzt ist Sebastian Kurz auf dem Cover von Newsweek (mit dem Titel "Österreich erhebt sich"); das wird in Teilen der Öffentlichkeit und auch in der ÖVP irgendwie als aufregend empfunden. Obwohl der Artikel keineswegs positiv gemeint ist. Der Empörungsreflex bleibt diesmal weitgehend aus, vielleicht weil manche inzwischen denken: Die sollen sich nur vor uns fürchten. Newsweek hat allerdings nur mehr einen Bruchteil seiner früheren Bedeutung.

Trotzdem: Ist Österreich nur interessant, wenn es (wieder) um Nazi-Vergleiche geht? Furchtbar ungerecht. Oder doch nicht ganz? Manches (etwa die aktuellen Verbindungen der FPÖ zur extremen Rechten in Europa) ist nicht zu leugnen. Aber es muss sich doch noch etwas anderes finden lassen – eine kulturelle, wissenschaftliche, politische Leistung, die uns internationale Aufmerksamkeit sichert. Nein? (Hans Rauscher, 22.10.2018)