Saud al-Qahtani soll auch die Kurzzeit-"Entführung" des libanesischen Premiers Saad Hariri gemanagt haben.

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Zur zentralen Figur bei der Ermordung des saudischen Publizisten Jamal Khashoggi entwickelt sich in den vergangenen Tagen Saud al-Qahtani: Der Berater von Kronprinz Mohammed bin Salman soll den direkten Mordbefehl via Skype in das saudische Istanbuler Generalkonsulat gegeben haben, und zwar mit den Worten: "Bringt mir den Kopf dieses Hundes."

Noch immer gilt die Einschränkung, dass es für die meisten der Details, die von türkischen Medien stammen, keine Beweise gibt. Sicher ist jedoch, dass der 40-jährige Saud al-Qahtani schon zuvor als Mann fürs Grobe im Dienste Mohammed bin Salmans galt. Wenn das Königshaus jedoch hoffen sollte, dass die Fokussierung auf Qahtani den Kronprinzen entlastet, so wird das nicht funktionieren. Nirgends, wo über Qahtani berichtet wird, fehlt folgendes Zitat: "Glaubt ihr, dass ich Entscheidungen auf eigene Faust treffe? Ich bin ein Angestellter und treuer Exekutor der Befehle meines Herrn, des Königs, und meines Herrn, des Kronprinzen", twitterte er vor ein paar Monaten.

"Saudischer Steve Bannon"

Saud al-Qahtani ist einer der fünf Funktionäre, die ihren Posten abgeben mussten, nachdem die Saudis die Tötung Khashoggis offiziell eingestanden hatten. Er ist also kein "Berater" und Chefpropagandist mehr. Seines Amtes als Leiter der Agentur für Cybersecurity wurde er jedoch offenbar nicht enthoben.

Qahtani, ein Jurist, dockte schon zu Zeiten König Abdullahs in inferiorer Position am Hof an. Unter Salman und dessen 2017 zum Thronfolger ernannten Lieblingssohn stieg er jedoch rapide auf. Dabei betätigte er sich als Panegyriker – Lobredner auf den Herrscher – vor allen in den sozialen Medien. Er betrieb aber bald auch die gegenteilige Schiene: die Verfolgung und mediale Vernichtung aller, die Saudi-Arabien kritisieren.

Dazu kreierte er unter anderem den Hashtag #TheBlackList und forderte seine Landsleute zur Denunziation von mutmaßlichen Staatsfeinden auf. Wegen seiner brutalen und manipulativen Art kürten ihn Beobachter zum "saudischen Steve Bannon".

Qahtani soll auch die Kurzzeit-"Entführung" des libanesischen Premiers Saad Hariri gemanagt haben, der im November 2017 in Saudi-Arabien festgehalten wurde: Er zwang Hariri unter Androhung physischer Gewalt dazu, seine Rücktrittserklärung zu verlesen (die dieser später zurücknahm). Er war für die prominenten Fälle zuständig, auch für Jamal Khashoggi: Der hat es nicht überlebt. (Gudrun Harrer, 23.10.2018)