Sieht man nicht alle Tage: ein Eisberg von bemerkenswert regelmäßiger Form.
Foto: APA/AFP/NASA

Antarktis/Washington – Einen Tafeleisberg, der seinem Namen wahrlich gerecht wird, haben Forscher der US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Antarktis gesichtet: Der vor kurzem vom Larsen-C-Schelfeis abgebrochene Eisberg ist nicht nur wie alle Tafeleisberge weitestgehend eben, sondern sieht mit seinen rechten Winkeln tatsächlich aus wie eine schwimmende Tischplatte.

"Ich sehe häufig Eisberge mit relativ geraden Kanten, aber ich habe noch nie wirklich einen gesehen, der zwei Ecken hat, die so genau rechtwinklig sind wie bei diesem", sagte Jeremy Harbeck von der Nasa. Dass die Kanten wie frisch zugeschnitten wirken, liegt laut dem Forscher daran, dass sich der Eisberg gerade erst gelöst hat. Harbeck fotografierte den Eisberg spontan, weil er ihn für fotogen hielt – und das Ausmaß, in dem das Foto aktuell in sozialen Medien geteilt wird, gibt ihm recht.

Das Fundstück aus einer anderen Perspektive – im Hintergrund ist der riesige Eisberg A68 zu sehen, der (sich) nach über einem Jahr immer noch in der Gegend herumtreibt.
Foto: NASA/Jeremy Harbeck

Die genaue Größe des Tafeleisbergs gab die Nasa nicht an. Laut einem Bericht der BBC schätzen Experten die Diagonale des Rechtecks aber auf mehr als 1,6 Kilometer. Das klingt nach viel, ist aber geradezu zwergenhaft im Vergleich: Erst im Juli 2017 war von demselben Eisschelf im westlichen Weddell-Meer der riesige Eisberg A68 abgebrochen. Mit einer Länge von 175 und einer Breite von 50 Kilometern gilt er als einer der größten Eisberge, die Forscher in den vergangenen Jahrzehnten registriert haben. Und noch nie zuvor ist das Abbrechen eines Eisbergs derart intensiv studiert worden wie bei A68.

Der Nasa-Flug, auf dem nun der rechtwinklige Eisberg zusammen mit einem zweiten, nicht ganz so regelmäßig geformten Exemplar entdeckt wurde, ist Teil des Icebridge-Forschungsprojekts. Dieses dokumentiert Veränderungen in der Dicke der Eisdecke, Eisberge und Eisplatten. Damit wollen die Wissenschafter Erkenntnisse über das Verhältnis von Polarregionen und Klimawandel gewinnen. Die Forscher waren am 10. Oktober im chilenischen Punta Arenas aufgebrochen und sollen am 18. November zurückkehren. (red, APA, 24.10.2018)