Das Pixel 3: Platz für mehr Katzen am Bildschirm als Apps im Speicher.

Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

An Verarbeitung und Ausstattung von Googles Pixel 3 gibt es an sich nur wenig auszusetzen. Bei einem Merkmal hinkt man aber vielen Konkurrenten hinterher: Der Arbeitsspeicher fällt mit 4 GB deutlich kleiner aus als bei anderen Top-Smartphones mit Android. Zu wenig für ein aktuelles Topgerät, wie so mancher Kritiker meint. Aktuelle Berichte scheinen dem nun zumindest teilweise recht zu geben.

Dauerndes Neuladen

Einige Nutzer von Pixel 3 oder Pixel 3 XL berichten davon, dass auf ihrem neuen Smartphone nur wenige Apps gleichzeitig im Speicher gehalten werden können. Konkret äußert sich dies auf betroffenen Geräten daran, dass beim Wechsel im Task Switcher alte Apps fast immer neu geladen werden müssen – was natürlich mit einer zusätzlichen Wartezeit verbunden ist. Bei einzelnen Usern sollen sich sogar im Hintergrund laufende Apps zum Teil selbst beenden. Andere Nutzer nehmen wiederum keinen relevanten Unterschied zu anderen Geräten mit vergleichbarer Hardware wahr.

Schnell führten Kommentatoren die beschriebenen Probleme auf die Ausstattung mit 4 GB RAM zurück. Im konkreten Fall dürfte dies aber nur einen Teil der Erklärung darstellen. Zwar bedeutet mehr RAM generell, dass auch eine größere Anzahl an Apps aktiv gehalten werden können. Bei einem Gerät mit dieser Speicherausstattung sollten sich trotzdem keine solch pronouncierten Effekte zeigen. Auch Insofern liegt es nahe, dass hier auch andere Faktoren eine Rolle spielen.

Spurensuche

Ein offizielle Stellungnahme von Google gibt es bisher zwar nicht, aber zumindest Spuren. So verweist etwa Kernel-Entwickler Nathan Chancellor darauf, dass Google beim Pixel 3 auf einen neuen "Low Memory Killer" umgestiegen ist. Solche Tools, sind explizt dazu gedacht, Platz zu schaffen, wenn das zur Verfügung stehende RAM eng wird. Die neue Lösung scheint nun aber etwas übereifrig zu agieren.

Chancellor verweist aber noch auf einen anderen Umstand: Offenbar weist der Kernel, mit dem das Pixel 3 ausgeliefert wurde nämlich ein Speicherleck auf. Das heißt, er verbraucht über die Zeit immer mehr RAM. Der betreffende Fehler wurde bereits im August gemeldet. Hier rächt sich nun, dass Google seine neuen Smartphones mit einer recht alten Softwareversion ausgeliefert hat: Diese wurde nämlich bereits Mitte August erstellt, was sich auch daran erkennen lässt, dass der Sicherheits-Patch-Level nicht auf dem aktuellsten Stand ist. Dies legt nahe, dass der Hersteller zum Marktstart eigentlich ein neues Update bereit haben wollte – wie es bei vielen Smartphones üblich ist – dies aber nicht zeitgerecht fertig bekommen hat.

Akku?

Manche Nutzer hegen aber noch eine andere Theorie: Nämlich, dass die "Adaptive Battery"-Funktion von Android 9 zu offensiv reagiert. Diese kümmert sich darum, smart im Hintergrund selten genutzte Programme zu beenden. Und tatsächlich können einzelne User Fortschritte berichten, nachdem sie die Batterieoptimierungsfunktion bei einzelnen Apps deaktiviert haben. Ob dies die wahre Ursache ist, ist allerdings fraglich. Immerhin müssten sich sonst ähnlich starke Effekte auch beim Pixel 2 zeigen – was nicht der Fall ist. Auch dass das Deaktivieren der Akkuoptimierungen eine Auswirkung hat, verwundert nicht. Immerhin wird die betreffende App dann indirekt bevorzugt – mit dem Nachteil, dass alle anderen Programme darunter leiden.

Bleibt abzuwarten, wie Google auf die Kritik reagiert. Mehr RAM kann man dem Pixel 3 damit nachträglich natürlich nicht verschaffen. Trotzdem sollten zumindest die über das Pixel 2 hinausgehenden Effekte bereinigbar sein. Gleichzeitig muss sich Google aber auch den Vorwurf gefallen lassen, dass man seine Smartphones offenbar mit bekannten Bugs ausgeliefert hat. (Andreas Proschofsky, 25.10.2018)