Dominik Thiem gratuliert einen an diesem Tag überlegenen Gegner.

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Wien – Wien – Es gibt Menschen, die fühlen sich daheim nicht so richtig wohl. Dominic Thiem, Österreichs bestem Tennisspieler, wurde vor dem Turnier in der Stadthalle ein zwiespältiges Verhältnis zum Heimturnier in Wien nachgesagt. Das lag vor allem an den Resultaten der vergangenen Jahre. Das Semifinale blieb ihm bis jetzt immer verwehrt, 2013 zog er immerhin ins Viertelfinale ein.

Das Viertelfinale stand auch am Freitag auf dem Programm. Es war angerichtet, wie man so schön sagt. Die Halle war ausverkauft, die Geduld der 9200 Besucher wurde aber auf die Probe gestellt. Die erste Partie des Tages zwischen dem Ungarn Márton Fucsovics und dem kasachischen Qualifikanten Michail Kukuschkin dauerte mehr als drei Stunden. Am Ende freuten sich Kukuschkin und dessen Frau Anastasia, die den 30-Jährigen auch trainiert.

Eine schöne Geschichte. Das war Thiem und den meisten im Publikum aber wurscht, alle wollten Österreichs Nummer eins endlich im Semifinale sehen. Sein Gegner Kei Nishikori aus Japan hatte etwas dagegen. Der 28-Jährige aus der Präfektur Shimane ist ein Superstar, vor allem in seiner Heimat. 2014 stand er im Finale der US Open, in der Weltrangliste war er immerhin auf Platz vier.

Das letzte Aufeinandertreffen mit Thiem entschied der 25-jährige Japaner in Paris für sich. Die Erwartungen waren hoch. Es sollte dann ziemlich schnell gehen. Und das war doch überraschend. Nishikori startete perfekt. Der Japaner, überhaupt ein Ästhet vor dem Herrn, zeigte seine ganze Klasse, servierte klug und stellte sich fast perfekt auf Thiems Spiel ein. Es stand flott 5:0 für den Gast, Gastgeber Thiem fand kein Mittel. Und doch roch es kurz nach Wiederaufsterstehung.

Phönix in die Asche

Thiem kämpfte sich aufs Scoreboard und zurück in die Partie, plötzlich stand es 3:5 und Thiem hatte drei Breakbälle. Nishikori aber fand wieder in die Spur, drängte den Phönix zurück in die Asche und holte sich den ersten Satz mit 6:3.

Im zweiten Satz kam nur mehr wenig Gegenwehr vom Österreicher: 6:1 für Nishikori, der im Halbfinale auf Kukuschkin trifft. "Ich habe mir einen schlechten Tag ausgesucht, um so schlecht zu spielen", sagte Thiem. "Nishikori war sehr, sehr gut, hat fast keine Geschenke gemacht." Sowohl sein Aufschlag als auch sein Return hätten nicht gut genug funktioniert.

London am Horizont

Thiems knappe Wien-Bilanz: "Ich habe zwei gute Leute geschlagen, Nishikori war einfach zu gut für mich heute. Jetzt muss ich hoffen, dass es sich für London trotzdem noch ausgeht. In Paris-Bercy steht noch viel auf dem Spiel und ich muss schauen, dass ich dort ein gutes Turnier abliefere."

Denn auch im Kampf um sein Ticket für die ATP World Tour Finals in London hat Thiem einen Rückschlag erlitten, auch wenn er weiter gute Karten für seine dritte Teilnahme hintereinander hat. Nishikori überholt mit dem Sieg nun John Isner, den bereits ausgeschiedenen ersten Verfolger Thiems im Race. "Ich sehe es entspannt, wenn ich mich qualifiziere, dann habe ich es verdient, wenn nicht, dann nicht. Dann war ich nicht gut genug über das ganze Jahr hinweg", meinte Österreichs Nummer eins.

Coric und Monfils geben auf

Einen kuriosen Verlauf nahmen die beiden weiteren Viertelfinali. Sowohl Kevin Anderson, der in der Runde davor wegen der Erkrankung von Jürgen Melzer kampflos weitergekommen war, als auch Spaniens Altstar Fernando Verdasco profitierten von den Aufgaben ihrer Gegner.

Anderson musste sich gegen Borna Coric nur im ersten Satz mühen, ehe der Kroate beim Stand von 6:7(2),2:1 nach 1:14 Stunden wegen einer Verletzung im linken Fuß aufgeben musste. Verdasco ging gegen Monfils beim Stand von 6:4,2:1 nach einer Stunde als Sieger vom Platz. Monfils gab eine Verletzung im unteren Rückbereich als Grund seiner Aufgabe an.

Damit lauten die Halbfinali am Samstag ab 14.00 Uhr Nishikori gegen Kukuschkin bzw. Anderson gegen Verdasco. (Andreas Hagenauer/APA, 26.10. 2018)