Das Cover des Buches, zu dem der blaue Stadtchef Andreas Rabl das Vorwort beisteuerte und dabei seinen Großvater in Spiel brachte.

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Wels/Wien – Nach der Debatte über das Vorwort des Welser Bürgermeisters Andreas Rabl (FPÖ) zu seinem Buch über die NS-Zeit (DER STANDARD berichtete) fordert Rabl eine "persönliche Entschuldigung" von der Welser Initiative gegen Faschismus (Welser Antifa), dem Mauthausen-Komitee (MKÖ) und der SPÖ-Mandatarin Sabine Schatz, gegen die er rechtliche Schritte prüfe, weil sie ihm "Geschichtsfälschung" vorwirft. Sein Großvater sei aus politischen Gründen in Haft gewesen, erklärt Rabl. Wäre er nur wegen in "gleichgeschalteten NS-Zeitungen" berichteten finanziellen Vorfällen inhaftiert worden, "dann doch nicht von der Gestapo", ärgert sich Rabl.

Überlegung, Historiker zu beauftragen

Dass die Welser Antifa nur NS-Quellen als Beweis zitiere, verwundere ihn. Er habe "als Quelle meine Familie" und überlege nun, Historiker mit der Prüfung der Biografie seines Großvaters Max Rabl zu beauftragen, so der Welser Bürgermeister.

In dem Vorwort schrieb er, der Großvater sei "wegen kritischer Äußerungen zum NS-Regime gleich mehrmals verhaftet" worden. Dass dieser schon 1921 der NSDAP betrat, den Krieg als Offizier beendete und 1949 den FPÖ-Vorläufer VdU mitbegründete, ließ der Enkel aus. Das Mauthausen-Komitee fordert deshalb den Rücktritt Rabls.

Bürgermeister "soll sich selbst entschuldigen"

Der Vorsitzende der Welser Antifa, Werner Retzl, antwortete am Sonntag seinerseits mit einer Aussendung zu der Causa: "Es mag schon sein, dass Bürgermeister Rabl erbost ist, weil er bei einer plumpen Verfälschung seiner Familiengeschichte ertappt wurde", sagt Retzl. "Aber das ändert nichts an den Fakten: Er hat gezielt den Eindruck erweckt, als ob sein Großvater ein NS-Gegner gewesen wäre. Tatsächlich war dieser ein überzeugter Nationalsozialist und 'Anschluss'-Profiteur. Und in Gestapo-Haft ist Max Rabl 1939 nicht wegen 'kritischer Äußerungen' gekommen, sondern weil ihm seine NS-Kumpane finanzielle Unregelmäßigkeiten und unsoziale Betriebsführung vorgeworfen haben. Ob diese Vorwürfe richtig waren, steht auf einem anderen Blatt", räumt Retzl ein.

Rabl solle sich selbst "für seine mehr als lückenhafte Darstellung persönlich entschuldigen – und zwar bei den NS-Überlebenden, die er mit seiner Manipulation verhöhnt, und bei der Öffentlichkeit, die er getäuscht hat". (Colette M. Schmidt, 28.10.2018)