Nach dem Mord an Jamal Khashoggi gab es auch Proteste vor der saudischen Botschaft in Paris.

Foto: Imago/Aurelien Morissard

Nicht erst seit dem grausamen Mord an Jamal Khashoggi gilt Saudi-Arabien als lebensgefährlich für Journalisten. Das Königreich betrachte Medien als Propaganda- und Erziehungsinstrument, kritisiert die Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen. Zensur sei alltäglich, Kritik an Religionsführern ebenso verboten wie ungenehmigte Berichte über Gerichtsverfahren. Vier Journalisten, neun Blogger und Bürgerjournalisten sitzen derzeit wegen ihrer Tätigkeit in saudi-arabischen Gefängnissen.

Um Leib und Leben fürchten Journalisten in autoritären Regimen 2018 auf der ganzen Welt. Die Feinde der Pressefreiheit agieren inzwischen auf perfide Art: Kritiker von innen werden ausgeschaltet, jene von außen werden erst gar nicht ins Land gelassen.

· Ermordet Allein 2018 wurden bisher bis zu 52 Medienschaffende ermordet, zählt das Komitee für den Schutz von Journalisten (CPJ) (siehe Grafik).

Grafik: DER STANDARD

Andere Pressefreiheitsorganisationen kommen auf bis zu 74 Medienschaffende, die wegen der Ausübung ihres Berufs getötet wurden. Die Schwankung ergibt sich aus der Definition der Quellen – je nachdem, ob Pressefreiheitsorganisationen neben Journalisten auch Bürgerjournalisten, Blogger und andere medienverwandte Berufe wie Kameraleute oder Tontechniker in den jeweiligen Statistiken dazuzählen.

Im gesamten Jahr 2017 waren es bis zu 67 Medienarbeiter. 39 Journalisten wurden vor einem Jahr gezielt umgebracht, weil ihre Berichte politische oder wirtschaftliche Interessen oder die Machenschaften von Verbrechern gestört haben, führt Reporter ohne Grenzen an.

· Blutvergießen Die meisten, nämlich 14 Medienarbeiter, wurden in diesem Jahr bisher in Afghanistan ermordet, meldet CPJ.

· Inhaftiert Rund 337 Medienschaffende sitzen derzeit weltweit in Gefängnissen. 2017 waren es nur ungleich weniger, nämlich 326, listet Reporter ohne Grenzen auf. In der Türkei sind CPJ 73 inhaftierte Journalisten bekannt. Die türkische Plattform für unabhängigen Journalismus P24 wusste im März 2017 von 155 inhaftierten Journalisten zu berichten.

· Entführt Ende 2017 sind weltweit 54 Journalisten entführt, die weitaus meisten davon in Syrien, im Jemen und im Irak, berichtet Reporter ohne Grenzen.

Irritierend ist nicht nur die Zahl der Repressalien, sondern auch die Härte und Heimtücke, mit der Regime gegen Journalisten vorgehen. Nur einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit:

· Ján Kuciak Ein Multimillionär könnte den Mord an dem slowakischen Investigativjournalisten in Auftrag gegeben haben. Kuciak recherchierte zu Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und der Regierung. Der 27-jährige Journalist wurde mit seiner Verlobten im Februar 2018 erschossen. Spuren führen nach Ungarn.

· Daphne Caruna Galizia Eine Autobombe tötet im Oktober 2017 die 53-jährige Journalistin und Bloggerin in der Nähe ihrer Wohnung im maltesischen Valletta. Galizia berichtete über Korruption und Geldwäsche der Regierung.

· Aleksandr Rastorguyev Der russische Journalist stirbt im Juli 2018 mit zwei Kollegen nahe der zentralafrikanischen Stadt Sibut bei der Recherche über eine private Söldnertruppe aus ihrem Land. Der Fall ist nach wie vor undurchsichtig und wirft viele Fragen auf.

· Gegenwehr Nach dem Mord an Jamal Khashoggi fordert die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) eine UN-Konvention zum weltweiten Schutz der Rechte von Journalisten. Die Konvention soll vor allem sicherstellen, dass Verstöße gegen die Rechte von Journalisten nicht ungestraft bleiben. (Doris Priesching, 30.10.2018)