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Wien – Sprechen ist nur scheinbar etwas ganz Selbsverständliches. Zeit eines gesamten Lebens kann es dabei zu Problemen kommen. "Unser Angebot, Menschen jeden Alters bei Problemen mit dem Sprechen, der Stimme oder der Artikulation zu unterstützen, ist sehr vielfältig", sagte Karin Pfaller, Präsidentin von Logopädie Austria bei einer Pressekonferenz, die am Dienstag im Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherung stattfand.

"Es ist eine wertvolle Therapieform, die wir österreichweit unterstützen wollen", betonte auch Alexander Biach, Präsident des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherung. Denn: Sprache sei eine wesentliche Schlüsselkompetenz in den meisten Berufen und ermögliche soziale Integration.

Der Hauptverband strebt nun eine Verbesserung der Angebote im Logopädie-Bereich an. Als ersten Schritt wurden mit September bundesweit einheitliche Bewilligungsverfahren eingeführt, so Biach. Ziel sei es, bis ins Jahr 2020 einen bundesweit einheitlichen Vertrag mit den Logopäden zur Direktverrechnung mit den Kassen zu schaffen.

Keine Kassenlogopäden in Salzburg

Der Zugang zur Logopädie sei in den letzten Jahren in Österreich etwas kompliziert organisiert, räumte Biach bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit logopädieaustria-Präsidentin Karin Pfaller ein. So gibt es etwa in Salzburg – im Gegensatz zu den restlichen Bundesländern – keine Kassenlogopäden.

Dieses Manko soll nun beseitigt werden. Gemeinsames Ziel mit dem Berufsverband logopädieaustria sei es, sich bis 1. Jänner 2020 auf einen bundesweiten Vertrag mit freiberuflichen Logopäden zu verständigen. Es soll in Österreich "überall die gleichen Zugangsbestimmungen" zur logopädischen Behandlung geben, sagte Biach.

Trailer zum Dokumentarfilm "Mein Stottern". Für interessierte Gruppen können über den Verleih jederzeit Sonderveranstaltungen in einem Kino eigener Wahl organisiert werden.
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Das Angebot der Logopädie hat zwei große Einsatzbereiche. Zum einen unterstützt es Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, die bekannteste davon ist das Stottern. "Wir brauchen eine ärztliche Überweisung, um aktiv werden zu können", sagte Pfaller. Wenn die Wartezeiten der Vertragspartner zu lang sind, könne man sich auch an Wahl-Logopädinnen wenden, die Honorare werden (bis auf Salzburg) zu 80 Prozent refundiert. Aktuell liegen die Kosten für eine Therapiestunde bei zirka 57 Euro. In Salzburg gibt es (solange es noch keine Kassen-Verträge gibt) Zuschüsse, diese liegen für die Erstuntersuchung bei 29,07 Euro, für die weiteren Therapieeinheiten bei 14,53 Euro.

Ein weiterer großer Einsatzbereich ist der Sprachverlust, der vor allem bei älteren Menschen nach Schlaganfälle eine wertvolle Unterstützung sein kann. "Es bringt eine Lebensverbesserung", betonte Pfaller, die sowohl bei Kindern als auch bei Menschen mit neurologischen Erkrankungen immer auch die Angehörigen miteinbezieht.

Hürden beseitigen

In einem ersten Schritt wurde ab 1. September 2018 für die Konsultation von Wahllogopäden (ohne Kassenvertrag) ein einheitliches Bewilligungsvorgehen geschaffen: Seitdem ist für die Behandlungen eine chefärztliche Bewilligung ab der zweiten Sitzung einzuholen.

Laut Berufsverbands-Präsidentin Pfaller sind in Österreich bis zu zehn Prozent der Kinder (0- bis 6-Jährige) von Spracherwerbsstörung betroffen, davon brauchen etwa 90 Prozent eine logopädische Therapie. In absoluten Zahlen dürfte es sich um etwa 50.000 Kinder handeln. Sicher ist: Sprachstörungen bringen Nachteile. "Wenn wir sie durch Logopädie beheben können, sollten wir das als Sozialversicherungsträger unterstützen, und zwar österreichweit", so Biach. (red, 30.10.2018)