Privatdetektiv Magnum hat es schon in den 1980er-Jahren gemacht, Frank Underwood hat es wieder zum Leben erweckt, und jetzt ist also Claire Underwood dran, durchbricht die vierte Wand und spricht immer wieder direkt in die Kamera und mit den Zusehern: Willkommen in der sechsten und letzten Staffel von "House of Cards".

Eines vorweg: Spoilerwarnung! Ab jetzt werden hier Details der Handlung wiedergegeben. Wer also noch schauen und sich überraschen lassen will, sollte sich diesen Link in der Leseliste für später ablegen.

Der Präsident ist tot, lang lebe die Präsidentin! Frank Underwood (Kevin Spacey) ist gestorben – wie und warum genau und durch wessen Hand, erfahren wir erst ganz zum Schluss dieser allerletzten Staffel. Was wir schon seit Ende von Staffel 5 ein bisschen wussten, ist, dass nun die Zeit der Claire Underwood (Robin Whright) angebrochen ist. Mit welcher Wucht Claire das Erbe ihres Mannes weiterführen und zerstören will, das wird schon in der ersten Folge klar.

Beste Feindinnen: Annette Shepherd (Diane Lane) und Claire Underwood (Robin Wright).
Foto: Netflix / Sky

Sie wählt die Bilder als trauernde Witwe für einen Zeitungsartikel mit Bedacht aus – das Gesicht ihres toten Mannes ist auf keinem der Fotos zu sehen. Von ihren Beratern lässt sie sich allerlei Übles vorlesen, was im Internet über sie geschrieben wird. Zum Beispiel einen Wettbewerb darüber, wie sich geneigte User die Ermordung der Präsidentin vorstellen. Feinde – alte und neue – stehen an jeder Straßenecke oder bei der nächsten Party von Geldgebern. Und werden aus dem Weg geräumt, sei es durch Mord oder durch eine Intrige.

Netflix

"House of Cards" ist schon seit einigen Staffeln mehr eine Mörder-Soap-Opera als ein Politthriller. Das bringt auch Staffel 6 zusammen: Bäm! Ein Mord! Bäm! Claire Underwood ist schwanger! Bäm! Das gesamte Kabinett gefeuert! Bäm! Und ausschließlich durch Frauen ersetzt! Beim Zusehen wird einem da schon einmal ein wenig schwindlig.

It's a woman's world.
Foto: Netflix / Sky

Es ist jedenfalls erstaunlich, wie sich die Serienmacher Frank Underwoods, eigentlich ja Kevin Spaceys, entledigt haben, er aber weiter einer der Hauptdarsteller bleibt. Nach Missbrauchsvorwürfen wurde Spacey nämlich gefeuert, die Rolle des zwielichtigen, machtrauschigen US-Präsidenten gestrichen. Es stellt sich überhaupt die Frage, wie die Staffel ohne #MeToo und ohne Feuern von Kevin Spacey ausgesehen hätte. Doch diesen Machtkampf zwischen dem Ehepaar Underwood werden wir nicht sehen. Und das ist vielleicht kein Fehler.

Ist die sechste Staffel tatsächlich die allerletzte oder ist nach der letzten Folge eine Rückkehr von Claire Underwood möglich? Wie macht sich die neue Präsidentin? Fehlt Frank Underwood? Ist "House of Cards" zum Abschluss ein feministisches Statement gelungen? Taugt die Staffel als Kommentar zur gegenwärtigen politischen Situation in den USA? Oder ist das alles nur gedankenleere Soap? Das alles und noch viel mehr erfahren Sie in der neuen Podcast-Folge. Viel Spaß beim Zuhören! (Anya Antonius, Doris Priesching, Daniela Rom, 5.11.2018)