Mit einem starken Laser und einem großen Teleskop könnten wir in der näheren kosmischen Umgebung Aufmerksamkeit auf uns ziehen.
Illustr.: MIT

Über die Vorstellung, dass irgendwo dort draußen im All andere intelligente Lebensformen existieren könnten, wurde schon zumindest seit dem 16. Jahrhundert spekuliert. Dass es wohl nicht so einfach sein würde, mit unseren hypothetischen Nachbarn in der Galaxis Kontakt aufzunehmen, zeigte sich spätestens, als den Gelehrten die wahren Dimensionen des Kosmos dämmerte. Abhalten ließ sich die Wissenschaft von diesen technisch schwer zu überwindenden Kommunikationshürden allerdings nicht.

1974 beispielsweise schickte ein Team um den Astrophysiker Frank Drake mit dem Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico eine Nachricht in einen 25.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen. Mit einer Antwort darauf ist allerdings auch in ferner Zukunft nicht zu rechnen: Kugelsternhaufen sind wegen ihres Mangels an schweren Elementen eher lebensunfreundlich. Außerdem müssten die Empfänger über mindestens 10 quadratkilometergroße Antennen verfügen, um das Signal überhaupt wahrzunehmen. Weitere "Cosmic Calls" mit spezifischeren, näher gelegenen Zielen folgten, aber auch bei diesen ist der Erfolg mehr als ungewiss.

"Hallo, wir sind hier!"

Mittlerweile hat sich die Technik allerdings weiterentwickelt und einige Forscher sind der Meinung, wir seien praktisch schon soweit für eine funktionierende interstellare Kommunikation: Ein Team um James Clark vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston hat nachgerechnet und ist zu dem Schluss gekommen, dass wir mit heute existierender Lasertechnologie ein gut lesbares "Hallo, wir sind hier!" in einen Umkreis von bis zu 20.000 Lichtjahren verschicken könnten.

Das System TRAPPIST-1 in 40 Lichtjahren Entfernung besitzt gleich drei Felsplaneten in der lebensfreundlichen Zone – ein mögliches Ziel für einen Kontaktversuch.
Illustr.: NASA/JPL-Caltech

Notwendig seien dafür ein ein bis zwei Megawatt starker Laser und ein 30 bis 45 Meter durchmessendes Riesenteleskop, durch das der Laserstrahl hindurchgeschickt wird. Dabei würde der Laser zu einem Infrarotstrahl gebündelt, der ausreichen würde, sich vom Energieausstoß der Sonne abzuheben. Würden potenzielle Außerirdische in unserer Region der Milchstraße gezielt nach Signalen suchen, müssten sie dieses "Leuchtfeuer" eigentlich deutlich wahrnehmen, so die Forscher.

Nachrichten für die Nachbarn

Besonders auffällig sei ein solches Signal für unmittelbar benachbarte Systeme, etwa Proxima Centauri in 4,2 Lichtjahren Entfernung oder TRAPPIST-1, das in 40 Lichtjahren Distanz liegt. Um beide Sterne werden Exoplaneten vermutet, die lebensfreundliche Bedingungen bereitstellen könnten. Doch nicht nur "Hallo!"-Sagen könnte man mit einem solchen Laser, auch echte Nachrichtenübertragungen, vergleichbar mit einer blinkenden Taschenlampe, wären damit denkbar. "Signale mit einer Datenrate von einigen Hundert Bits pro Sekunde würden so schon in wenigen Jahren beim Empfänger ankommen", meint Clark.

Das Extremely Large Telescope der ESO soll 2024 fertig werden und würde den Ansprüchen der Forscher zu interstellaren Kommunikation genügen.
Illustr.: ESO/L. Calçada

Technisch wäre ein solches Unterfangen laut der im "Astrophysical Journal" veröffentlichten Machbarkeitsstudie wohl schon möglich: Der Airborne Laser der US Air Force, ein aktuell stillgelegter Megawattlaser, der für den Abschuss ballistischer Raketen entwickelt wurde, existiert bereits. Und ein entsprechend großes Teleskop wird mit dem Extremely Large Telescope der Europäische Südsternwarte (ESO) derzeit in der chilenischen Atacamawüste realisiert.

Riskante Kontaktaufnahme?

Bleibt die Frage, ob es tatsächlich wünschenswert ist, so euphorisch auf unsere Anwesenheit aufmerksam zu machen. Letztlich haben wir keine Möglichkeit festzustellen, ob eine außerirdische Zivilisation freundlich oder feindlich gesinnt ist, weshalb zahlreiche Experten in diesem Zusammenhang zur Vorsicht mahnen. Der britische Astrophysiker Stephen Hawking riet schon vor Jahren dezidiert davon ab, mit Aliens in Kontakt zu treten: "Wenn uns Außerirdische jemals besuchen, wird der Ausgang, so denke ich, genauso sein wie die Landung von Christopher Columbus in Amerika, was für die Eingeborenen nicht sehr gut ausging." (tberg, 11.11.2018)