Mütter nehmen laut einer Studie eher ihre Töchter an der Hand.

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Mütter und Väter präferieren unter ihren Nachkommen jeweils das eigene Geschlecht. Zu diesem Ergebnis kommen finnische und amerikanische Evolutionsbiologen. Die Forscher wollten eigentlich per Online-Experiment und Umfrage herausfinden, wie sich der materielle Wohlstand von Eltern auf die Präferenzen der Nachkommen auswirkt.

Die Autoren versuchten die Trivers-Willard-Hypothese zu testen, die besagt, dass Eltern in guten Verhältnissen lieber in die Söhne investieren, während Eltern in schlechten Verhältnissen lieber in die Töchter investieren. "Unsere Studie konnte jedoch nicht zeigen, dass die Präferenzen der Eltern für das Geschlecht der Kinder durch Status, Wohlstand, Bildung oder Kindheit beeinflusst werden. Stattdessen wurden sie am besten durch ihr Geschlecht vorhergesagt", erklärt der Hauptautor Robert Lynch von der Universität Turku.

Experiment

Frauen aller sozioökonomischen Schichten zeigten implizit und explizit Präferenzen für die Töchter: Sie entschieden sich etwa, mehr für Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden, die Mädchen unterstützen, und zogen es vor, Mädchen zu adoptieren. Im Gegensatz dazu äußerten Männer konsequente, wenn auch schwächere Präferenzen für Söhne, so Lynch.

Die Forscher testeten den Trivers-Willard-Effekt mit einem Online-Experiment, indem sie psychologische und verhaltensbedingte Präferenzen für Söhne oder Töchter maßen – sowohl als Funktion ihres sozialen und wirtschaftlichen Status als auch im Anschluss an eine Vorbereitungsaufgabe, die den Teilnehmern das Gefühl vermittelte, reich oder arm zu sein.

Konkurrenz durch genetische Interessen

Die Forschungsergebnisse könnten helfen, die oft widersprüchlichen Erkenntnisse über die Geschlechtspräferenz der Nachkommen besser zu verstehen. Die Auswirkungen der elterlichen Lebensbedingungen, die mit genetischen Interessen zwischen Männern und Frauen konkurrieren, wirtschaftliche Zwänge in der Familie und die Auswirkungen kultureller Gepflogenheiten erschweren die Vorhersage elterlicher Investitionsstrategien aus einer evolutionären Perspektive. Die Forscher hoffen, dass die Studie diese Strategien in ein neues Licht bringen und ein besseres Verständnis der Evolutionsbiologie beim Menschen vermitteln kann. (red, 8.11.2018)