Laut Shirrako seien seine Videos mit Titeln wie "Dropping Feminist To Hell & Killing The Devil" oder "Annoying Feminist Fed To Alligator" als Scherz gedacht.

Foto: Youtube / shirrako / Red Dead Redemption 2

Ein Youtuber namens Shirrako macht Jagd auf Feministinnen im Videospiel Red Dead Redemption 2 und erreicht damit hunderttausende Seher. Ein Video, das zeigt, wie der Spieler eine virtuelle Frauenrechtlerin mit dem Lasso einfängt, einem Alligator zum Fraß vorwirft und diese danach zu Tode tritt, als das Tier die Flucht ergreift, wurde in kürzester Zeit mehr als eine Million Mal aufgerufen und mittlerweile mehr als 40.000 Mal positiv bewertet. Einige weitere Beiträge mit alternativen Tötungsmethoden erfreuen sich ebenfalls großer Popularität.

Nach zahlreichen kritischen Meldungen hatte Youtube kurzzeitig die Videos offline genommen und Shirrakos Kanal gesperrt. Nach Einspruch des populären Youtubers Keem, der sich für Shirrakos Inhalte einsetzte, erklärte Youtubes Gaming-Chef Ryan Wyatt jedoch, dass es sich hier um eine Fehleinschätzung des Zensursystems handelte und alle Videos Shirrakos sowie dessen Kanal wieder freigegeben werden. "Die Videos wurden erneut überprüft und wir haben beschlossen, dass sie unter eine Alterseinschränkung fallen sollten, da sie nicht gegen die Communityrichtlinien verstoßen", heißt es in einem Tweet Wyatts.

Video: Unser Test zu Red Dead Redemption 2.
DER STANDARD

Breite Gewaltpalette

Rockstars Westernspiel Red Dead Redemption 2 lässt Spieler Ende des 19. Jahrhunderts in die Fußstapfen eines Outlaws steigen. Raubend und mordend schlägt man sich so durch ein vorindustrielles Amerika und darf sich dabei unter den blinzelnden Augen des virtuellen Gesetzes einer breiten Gewaltpalette bedienen. Zwar werden Verbrechen zumeist im Rahmen einer nachvollziehbaren Erzählung begangen, allerdings steht es Spielern auch frei, sich in der offenen Spielwelt auszutoben und so unschuldige Statisten zu malträtieren.

Dazu gehört auch besagte Frauenrechtsbewegung, die im Spiel durch protestierende Frauen in den Straßen dargestellt wird. Am rechtsextremen Ende dieser mitunter sehr realistischen Fantasiewelt findet man wiederum skandierende Ku-Klux-Klan-Mitglieder, die sich im Gegensatz zu den Feministinnen im Spiel allerdings wie in der Realität selbst der Gewalt bedienen.

Nur ein Scherz?

Laut Shirrako seien seine Videos mit Titeln wie "Dropping Feminist To Hell & Killing The Devil" oder "Annoying Feminist Fed To Alligator" als Scherz gedacht. Die tausenden Kommentare unterhalb der Videos zeigen jedoch, dass Shirrako damit nicht nur viele Seher empört, sondern noch mehr Zuseher gerade aufgrund der kontroversen Thematik begeistert. So findet man zahlreiche Kommentatoren, die mit dem Spiel an sich nichts am Hut haben, jedoch Spaß daran haben, wie ein feministischer Charakter gelyncht wird. "Ich will mehr tötbare Social-Justice-Warrior-Charaktere in diesem Spiel haben! Daumen hoch, wenn ihr das auch so seht", schreibt etwa Nutzer Tin Man. "Es ist einfach toll zu sehen, wie alle Leute Feministinnen hassen", schreibt Nutzer Erwin Bauer. "So hart gelacht nachdem sie starb hat er sie wiederholt getreten", kommentiert Syazaki Namura ohne Punkt und Komma.

Rechtfertigung für vieles

Während einige das Video nutzen, um vermeintlich "empörten Linken" den ideologischen Stinkefinger zu zeigen und die kritischen Stimmen als "Rechtfertigung dafür sehen, Republikaner zu wählen", kritisieren andere Nutzer schlicht Youtubes Vorgehensweise, die Videos vorübergehend zu sperren. Ein Spiel, das naturgemäß keine reale Gewalt zeigt, würde offline genommen, während viele Inhalte auf Youtube erhältlich seien, die ganz reale Gewaltakte zeigen.

Gleichzeitig verdeutlicht der Fall erneut Youtubes Probleme beim Umgang mit kontroversen Beiträgen. Denn nicht nur ist der Betreiber der weltweit größten Videoplattform mit der Überprüfung der Milliarden Videos sichtlich überfordert, auch tut man sich schwer, seine eigenen Richtlinien konsequent durchzusetzen. Sehen die einen ein Video mit dem Titel "Annoying Feminist Fed To Alligator" als Gewaltaufforderung, sehen die anderen darin einen politisch unkorrekten Scherz. Sehen die einen eine Verschwörungstheorie zum Sandy-Hook-Volksschulmassaker als politisierte Realitätsverweigerung, rechtfertigen andere sie als freie Meinungsäußerung. Wie man mit den Inhalten und der Wirkung von Inhalten umgeht, bleibt jedenfalls weiter eine der größten Herausforderungen für soziale Plattformen. (zw, 9.11.2018)