Anton Zeilinger, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (links) und VP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, die Initiatoren des neuen Dialogformats "Wissenschaft und Politik im Gespräch".

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Vier Roundtables, acht Wissenschafterinnen und Wissenschafter und 14 Nationalratsabgeordnete aller Fraktionen: Mit diesem Ensemble startete am Freitagnachmittag ein neues Dialogformat, das Wissenschaft und Politik miteinander ins Gespräch bringen soll.

Eine Riege von Top-Wissenschaftern der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) kam ins Parlament, um sich über die Themen Quantenphysik, Life Sciences, Migration und Demographie sowie Weltraumforschung auszutauschen, darunter ÖAW-Präsident Anton Zeilinger, Giulio Superti-Furga, Direktor des CeMM (Forschungszentrum für Molekulare Medizin), Wolfgang Baumjohann vom ÖAW-Institut für Weltraumforschung und der Bevölkerungsexperte Wolfgang Lutz.

Unmut per Petition

Üblicherweise richten sich Wissenschafter mit offenen Briefen, Petitionen und Berichten an die Politik, um ihren Unmut oder ihre Forderungen kundzutun, sei es in Sachen forschungspolitischer Agenden, Forschungsfinanzierung oder auch aktueller Themen wie Klimawandel und Künstliche Intelligenz. Zuletzt sprachen sich mehr als 30 namhafte Forscher in einem Schreiben für eine Kurskorrektur der Regierung aus, was den UN-Migrationspakt betrifft.

Die neue Dialogreihe, die von ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Akademiepräsident Anton Zeilinger initiiert wurde, soll nun halbjährlich einen direkten Face-to-Face-Austausch ermöglichen. Es sei notwendig, intensive Diskussionen an einem Tisch zu führen, wo man nachfragen und in der Tiefe nachschärfen könne, sagte Sobotka zum Auftakt der Gespräche. Ziel sei es, der Politik "fundiertes, gesichertes Wissens zur Verfügung zu stellen, nicht nur zur Orientierung, sondern auch als Grundlage für die politische Entscheidungsfindung."

Gegenseitiges Vertrauen stärken

In Zeiten von Fake News müsse das Vertrauen zwischen Politik und Wissenschaft nachhaltig gestärkt werden, sagte Zeilinger. Auch wenn die Handlungsfelder von Politik und Wissenschaft unterschiedlich seien, sei es von höchster gesellschaftlicher Relevanz, wissenschaftsbasiertes Wissen für die Entscheidungsfindung und die öffentliche Diskussion zur Verfügung zu stellen. "Wesentlich dabei ist: Der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn muss unabhängig sein. Und da können Dinge herauskommen, die zumindest momentan vielleicht der Politik nicht optimal erscheinen", sagte Zeilinger.

Bereits im Vorjahr wurde das Projekt "Foresight und Technikfolgenabschätzung" gestartet. Dabei wird das Parlament von Technikfolgenexperten beraten. Das Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) der ÖAW und das Austrian Institute of Technology (AIT) liefern dazu zweimal jährlich Überblicke und Basisinformationen über wissenschaftliche Zukunftsfelder und Trends – einen persönlichen Austausch der Betroffenen gab es dabei aber nicht. (Karin Krichmayr, 9.11.2018)