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Einsatzkräfte bekämpfen die Flammen von der Schnellstraße aus.

Foto: AP / Ringo H.W. Chiu
DER STANDARD

Los Angeles – Die Zahl der Todesopfer bei den Waldbränden in Kalifornien ist auf mindestens 44 gestiegen. In der Gegend um die nordkalifornische Ortschaft Paradise seien weitere 13 Opfer geborgen worden, teilte die Feuerwehr von Butte County am Montagabend mit. Damit sei allein hier die Zahl der Opfer auf 42 gestiegen.

Darüber hinaus waren im von Flammen heimgesuchten Küstenort Malibu zwei Menschen tot aufgefunden worden. Damit sei es das schlimmste Feuer in der Geschichte des Bundesstaats. Zudem werden in Paradise, wo das sogenannte Camp-Fire seit Donnerstag mehr als 6.000 Häuser zerstört hat, weiterhin 228 Personen vermisst.

Kalifornien erlebt derzeit den schlimmsten Flächenbrand seiner Geschichte.
Foto: APA/AFP/Robyn Beck

Hunderte Quadratkilometer Wald wurden bereits vernichtet, tausende Häuser zerstört. Nach Angaben des Feuerwehrverbands CPF mussten 250.000 Menschen fliehen. Das Feuer war erst zu rund 25 Prozent eingedämmt. Chaotische Verhältnisse mit abgesperrten Straßen und ohne Telefonnetz erschwerten die Suche nach Angehörigen.

Grafik: Der Standard

Auch das Anwesen des deutschen Showmasters Thomas Gottschalk und seiner Frau Thea in Malibu brannte ab. Seine Villa sei zerstört, sagte Gottschalk der dpa am Sonntag. "Ich hatte das Gedicht 'Der Panther' in der Handschrift von Rainer Maria Rilke an der Wand hängen", wurde Gottschalk von der "Bild"-Zeitung zitiert. Das sei ebenso in Flammen aufgegangen "wie das Treppenhaus, durch das meine Kinder immer getobt sind".

Zerstörungen entlang des Pacific Coast Highway in Point Dume in Malibu.
Foto: APA / AFP / Frederic Brown

Auch die US-Sängerin Miley Cyrus (25), deren Anwesen an jenes Gottschalks grenzt, hat durch die Brände ihr Haus verloren. "Mein Haus steht nicht mehr, aber die Erinnerungen bleiben, die ich mit Familie und Freunden geteilt habe", schrieb sie Montagfrüh auf Twitter. Trotz des materiellen Verlustes sieht sie sich als "eine der Glücklichen": "Meine Tiere und die Liebe meines Lebens haben es sicher herausgeschafft, und das ist alles, was im Moment zählt."

Hollywood-Star Gerard Butler und "Doctor Strange"-Regisseur Scott Derrickson verloren ebenfalls ihre Häuser. Butler veröffentlichte ein Foto auf Instagram, das ihn vor qualmenden Trümmern zeigt.

Mit der Rückkehr der heftigen Santa-Ana-Winde blieb die Lage in Südkalifornien angespannt. Für den Prominentenort Malibu und umliegende Gebiete waren Evakuierungsbefehle weiter in Kraft.

Bei anhaltender Trockenheit, Wärme und heftigen Winden sei eine baldige Entspannung der Lage nicht in Sicht, erklärte die Feuerwehr am Sonntag. Es gab aber auch einen Lichtblick. Dank eines massiven Löscheinsatzes konnte einer der drei Großbrände – das "Hill"-Feuer – zu 70 Prozent eingedämmt werden.

3.200 Feuerwehrleute im Einsatz

In Paradise war die Lage besonders dramatisch. Die 27.000 Einwohner zählende Kleinstadt war am Donnerstagmorgen von den sich rasend ausbreitenden Flammen des "Camp Fire" überrascht worden. In Paradise und seiner Umgebung gingen tausende Gebäude in Flammen auf, darunter ein Krankenhaus, eine Tankstelle sowie mehrere Restaurants. Mehr als 52.000 Bewohner der Gegend erhielten Evakuierungsaufforderungen.

Diese Aufnahme vom 8. November stammt von der Nasa und zeigt das "Camp Fire" in Paradise, Kalifornien.
Foto: APA/AFP/NASA Earth Observatory/JOSHUA STEVENS

"Der ganze untere Teil von Paradise steht in Flammen", berichtete Kevin Winstead, ein Bewohner des Nachbarorts Magalia, dem Sender KIEM TV. "Kein Haus wird stehen bleiben. Ich bin am Boden zerstört." Winstead bangte nach eigenen Angaben auch um sein eigenes neues Haus, in das er eigentlich am folgenden Tag einziehen wollte.

Bis zum Samstag hatte der Brand nach Angaben der Feuerwehr mehr als 40.000 Hektar vernichtet und war erst zu 20 Prozent eingedämmt. 3.200 Feuerwehrleute waren im Einsatz, drei wurden verletzt.

Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu beschreiben, sagte die Bürgermeisterin der kleinen Gemeinde dem US-Sender CNN.
Foto: APA/AFP/JOSH EDELSON

Weitere, für die späte Jahreszeit ungewöhnlich heftige Brände wüteten in Südkalifornien. Die Behörden forderten rund 250.000 Menschen nördlich von Los Angeles sowie im Bezirk Ventura zum Verlassen ihrer Häuser auf.

Von den Zwangsevakuierungen betroffen war auch der westlich von Los Angeles gelegene Badeort Malibu, in dem viele Villen von Hollywoodstars wie Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson, Jennifer Aniston, Halle Berry, Charlize Theron und Brad Pitt stehen. Luftaufnahmen der Feuerwehr zeigten, wie die Flammen über Hügelkämme hinweg auf millionenschwere Anwesen zurasten.

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Einsatzkräfte der Feuerwehr kämpften weiter gegen die Brände in Malibu an.
Foto: Reuters / Eric Thayer

Einer der schlimmsten Flächenbrände

Damit zählt die Feuerkatastrophe in Paradise zu den schlimmsten Flächenbränden in der Geschichte Kaliforniens.

In der Region am Nordrand von Los Angeles schlugen zwei Flächenbrände zehntausende Menschen in die Flucht. Das sogenannte Woolsey-Feuer verkohlte bis Samstagabend eine Fläche von mehr als 280 Quadratkilometern. Mindestens 150 Häuser seien abgebrannt, teilte die Feuerwehr mit. Rund 50.000 Gebäude seien noch in Gefahr. Bei abflauenden Winden meldeten die Löschteams aber erste Fortschritte. Die Feuersbrunst sei jetzt zu fünf Prozent eingedämmt, hieß es.

Ein Feuer in West Hills nahe der Bell Canyon Road nordöstlich von Malibu.
Foto: APA/AFP/Frederic J. Brown

Finanzhilfe vom Bund

Die Betroffenen der verheerenden Brände im US-Bundesstaat Kalifornien sollen finanzielle Unterstützung vom Bund bekommen. Das entschied US-Präsident Donald Trump am Montag, wie das Weiße Haus am Abend (Ortszeit) in Washington mitteilte.

Unter anderem können demnach Menschen, deren Häuser oder Geschäfte abgebrannt sind, finanzielle Hilfen des Bundes beantragen – etwa um eine vorübergehende Unterkunft oder Reparaturen zu bezahlen. Die Unterstützung solle Aufbauhilfen des Bundesstaates und auf lokaler Ebene ergänzen, hieß es.

Trump schrieb bei Twitter, er habe schnell reagieren wollen, um das Leiden der Betroffenen etwas zu mildern. Er stehe alle Betroffenen bei. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, hatte die Unterstützung des Bundes angefordert.

Trump droht mit Geldentzug

Noch am Wochenende kritisierte US-Präsident Donald den von Demokraten regierten US-Staat, der sich immer wieder von seiner Politik distanziert. "Es gibt keinen Grund für diese gewaltigen, tödlichen und teuren Waldbrände außer dem schlechten Forstmanagement", schrieb Trump am Samstag auf Twitter. "Milliarden von Dollar" würden jedes Jahr ausgegeben, und trotzdem gebe es viele Todesopfer, "und das alles wegen des Missmanagements der Wälder". Der Präsident drohte gleichzeitig mit dem Entzug von Bundeshilfen: "Bringt das jetzt in Ordnung, oder es gibt keine Zahlungen des Bundes mehr", twitterte er.

Der Chef der kalifornischen Berufsfeuerwehr, Brian Rice, wies die Vorwürfe als "gefährlich falsch" zurück. Trumps Äußerungen seien "erniedrigend" für die Opfer sowie "für die Männer und Frauen, die an den Fronten kämpfen".

Auch in den sozialen Medien empörten sich viele über Trumps Reaktion. "Dies ist eine absolut herzlose Antwort", schrieb die Sängerin Katy Perry auf Twitter. Via Instagram echauffierte sich auch Sir Rod Stewart. "Während Häuser brennen, während Menschen sterben und Feuerwehr-Einsatzkräfte ihr Leben riskieren, braucht Kalifornien Unterstützung und Ermutigung, keine Drohungen oder Beschuldigungen", schrieb Stewart.

Später schlug der US-Präsident einen anderen Ton an und drückte den Feuerwehrleuten und den Betroffenen sein Mitgefühl aus. "Die Zerstörung ist katastrophal. Gott schütze alle."

Trump mäßigte sich später auf Twitter im Ton und schrieb: "Unsere Herzen sind bei denen, die die Flammen bekämpfen" sowie bei den Opfern. Aber am Sonntag mahnte er erneut ein besseres Forstmanagement an.

Unterdessen wuchs die Furcht vor Plünderungen. In Ventura County bei Los Angeles wurden zwei mutmaßliche Plünderer festgenommen. Chiefsheriff John Benedict drohte Plünderern mit Festnahmen und Gefängnis.

Gouverneur zeichnet düsteres Bild

Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown zeichnete am Sonntag ein düsteres Bild für seinen dürregeplagten Staat. Brown vertritt die Position zahlreicher Forscher, die den Klimawandel mit steigenden Temperaturen für schlimmere Dürren, heftigere Waldbrände und andere Wetterextreme verantwortlich machen. "Das ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalität", sagte der Demokrat. (red, APA, 12.11.2018)