Leiter des SP-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat, Heinz Lederer.

Foto: ORF/Georg Hochmuth

Wien – Keine Rundfunkgebühr, dafür höhere Steuern: Was die dänische Regierung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk umsetzt, gefällt auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Dass er dem dänischen Modell etwas abgewinnen kann, hat er mehrfach deponiert, zuletzt in der "Tiroler Tageszeitung". Die türkis-blaue Regierung bastelt an einem neuen ORF-Gesetz, bis spätestens März 2019 soll es stehen.

Die dänische Regierung schafft die Gebühren ab und finanziert den Rundfunk aus dem Budget. Einsparungen von rund 56 Millionen Euro pro Jahr bis 2021 sind die Folge, rund 400 Stellen von 3.300 werden abgebaut, drei von sechs Sendern fallen weg, unter anderem ein Kindersender. Die FPÖ fordert die Abschaffung der ORF-Gebühren, Strache hält daran fest.

"Sehr mutig"

Derlei Pläne stoßen bei ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer auf wenig Gegenliebe. Die Veränderungen in Dänemark lehnt er als "überfallsartig" ab. Der ORF sei im Gegenteil auf "gutem Wege". Jüngste Entwicklungen bewertet der Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im Aufsichtsgremium als "sehr mutig".

Konkret meint er ORF 1 und dessen Senderchefin Lisa Totzauer: "Da entstehen Formate, die sich langsam und gut entwickeln. Man muss dem eine Chance geben." Lederer spricht von Sendungen wie "Der Kurier des Kaisers" und "Der kleine Staatsbesuch". Reformideen entwickelt Totzauer Schritt für Schritt, etwa mit Vorabendmagazin und Thementagen. Hier Quotenschwäche zu beanstanden hält Lederer zu verfrüht: "Man kann nicht nach drei bis vier Sendungen, die sich gut anlassen, schon wieder Druck aufbauen." Er sei für "liebevoll unterstützenden Druck" ohne voreilige Schlüsse. Man solle "nicht immer gleich sagen, die Quoten sind schlecht, sie werden nicht besser".

Speziell im Hinblick auf Dänemark: "Wir tun uns selbst als Stiftungsrat nichts Gutes, wenn man hier wieder sofort das Haar in der Suppe sucht."

Der Stiftungsrat tritt am Donnerstag zum "Digital Day" zusammen. Auf Einberufung von ÖVP, FPÖ und SPÖ diskutieren Mitglieder und Gäste über gesetzliche Rahmenbedingungen im Rahmen der digitalen Zukunft des ORF. Schwerpunktthema ist der ORF-Mediaplayer. (prie, 13.11.2018)