Dübendorf – Im Mai meldeten Forscher, dass "verdächtige Konzentrationen" von einigen Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs) in der Atmosphäre registriert wurden – Stoffen, die die Ozonschicht schädigen und deren Einsatz deshalb verboten ist. Als Quelle wurde schon damals Ostasien vermutet, und das hat sich nun bestätigt, wie Schweizer Forscher berichten.

Tetrachlorkohlenstoff (CCl4) sollte laut dem Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht seit 2010 nicht mehr in die Atmosphäre gelangen. Beim UNO-Umweltprogramm UNEP sind 3.000 Tonnen an jährlichen Emissionen des Gases offiziell gemeldet. Tatsächlich gelangen aber 35.000 Tonnen CCl4 pro Jahr in die Atmosphäre.

Spurensuche führt zum Erfolg

Internationale Forschungsteams mit Beteiligung von Wissenschaftern um Stefan Reimann von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in Dübendorf sind dem nachgegangen. Inzwischen sind sie dem Rätsel um den undeklarierten Überschuss des Ozonkillers in mehreren Studien auf die Schliche gekommen.

Insbesondere dank Messdaten aus Südkorea konnten die Wissenschafter die Hauptquelle identifizieren: Rund 20.000 Tonnen des undeklarierten CCl4 stammt laut den Forschern aus China. Ein Großteil des Gases lasse sich auf Fabriken zurückführen, in denen chlorierte Lösungsmittel, wie zum Beispiel Chloroform, hergestellt werden. Zudem ist CCl4 als Zwischenprodukt in der chemischen Synthese gemäß dem Montreal-Protokoll noch erlaubt, darf dabei aber eigentlich nicht in die Atmosphäre entweichen.

"Die Daten der südkoreanischen Messstation zeigen klar höhere CCl4-Werte, wenn der Wind aus Richtung China weht", erklärte Reiman. Auch nach dem Verbot 2010 hätten die Werte nicht abgenommen.

"Wir könnten es besser machen"

Die restlichen undeklarierten CCl4-Emissionen stammten aus anderen asiatischen Ländern, aber auch aus Europa und den USA. Dies konnten die Forscher anhand von Daten weiterer Messstationen bestimmen, von denen eine auf dem Jungfraujoch steht.

China stößt nicht nur CCl4, sondern auch das im Montreal-Protokoll komplett verbotene FCKW-11 aus, wie eine Studie der US-Behörde NOAA kürzlich zeigte. Zwar soll sich die Ozonschicht nach neuesten Schätzungen bis etwa 2060 vollständig erholt haben. "Aber diese zusätzlichen Emissionen verlangsamen diesen Prozess um einige Jahre", so Reimann. "Wir könnten es besser machen." (APA, red, 14. 11. 2018)