Akram Afif und Hassan Abdelkarim jubeln verhalten.

Mohamed Salah bejubelte den historischen Sieg auf der Ersatzbank – nicht der Wunderstürmer des FC Liverpool, so weit ist Katars Fußball nicht. Der Namensvetter (der mit Nachnamen allerdings Elneel heißt) spielt bei Al Arabi in Doha und hat noch keinen Erfolg gefeiert, der dem 1:0 des Emirats im Testspiel zu Lugano gegen die Schweiz auch nur annähernd gleicht.

"Meine Jungs feiern in der Kabine zu Recht", sagte Trainer Félix Sánchez Bas. Nicht mehr als 4170 Zuschauer hatten sich zwar ins Stadio di Cornaredo verlaufen, um peinlich lustlose WM-Achtelfinalisten gegen die Auswahl des WM-Gastgebers von 2022 zu sehen. Für Sánchez Bas aber war es ein Donnerschlag: "Dies war für uns die Möglichkeit zu zeigen, dass wir mithalten können mit Spielern, die zu den Besten der Welt gehören", sagte der 43-jährige Spanier. Wenige Minuten war es da erst her, dass Akram Afif einen Konter in der 86. Minute sehr elegant abgeschlossen hatte. Erst ein Übersteiger, dann legte er den Ball am Torhüter vorbei und schob lässig ein. Das Siegtor für die Nummer 96 der Weltrangliste gegen die Nummer acht feierte der Mann, dessen Nachnamen man spaßeshalber einmal rückwärts lese, mit einem Sprung über die Bande.

"Sackschwach"

Es war etwas erschüttert worden, das ließ sich hervorragend am Entsetzen der Verlierer ablesen. Von der "Katarstrophe" war am Donnerstag in den Schweizer Medien zu lesen, "sackschwach" sei die Vorstellung gewesen, ein Fiasko, ein Offenbarungseid. Schließlich waren mit Fabian Schär, Granit Xhaka, Michael Lang, Haris Seferovic oder Xherdan Shaqiri durchaus auch Stammkräfte von Coach Vladimir Petkovic zumindest zeitweise im Einsatz gewesen.

Hassan Abdelkarim (li) kommt an Denis Zakaria vorbei. Pomadige Schweizer stärkten das Selbstvertrauen der WM-Gastgeber.
Foto: imago/MANUEL GEISSER

Für Katar war es ein Schritt auf dem Weg zum erklärten Ziel. "Wir haben ein junges Team und wachsen gemeinsam", sagte Sánchez Bas, der einst im Nachwuchs des FC Barcelona wirkte. "Diese Spiele ermöglichen uns, das Niveau zu erreichen, das wir brauchen." Die teuer erkaufte WM in der Wüste, die am 21. November 2022 eröffnet und 23 Milliarden Euro kosten wird, soll schließlich nicht in Peinlichkeiten enden.

Einen Weg zur Wettbewerbsfähigkeit hat der Fußballweltverband Fifa kürzlich versperrt. Spieler dürfen den Verband auch künftig nicht wechseln wie Vereine, ein Antrag aus Kap Verde, von Katar unterstützt, wurde abgelehnt. 2015 für die Handball-WM im eigenen Land hatte sich Katar ein multinationales Weltklasseteam erstellt, das sogar (und auch auf Kosten Österreichs) das Finale erreichte. Ein Jahr später, bei Olympia in Rio, war für die durch gebürtige Serben, Bosnier, Montenegriner, Franzosen und Kubaner verstärkte Truppe schon im Viertelfinale gegen die späteren Bronzemedaillengewinner aus Deutschland Schluss gewesen.

Im Fußball muss das Emirat andere Pfade beschreiten. Der Schweiz legte Katar ein interessantes Angebot vor, das auch ein "Rückspiel" vor der Heim-WM beinhaltet. Zudem versucht das Land, die wenigen Talente, die es hat, mit finanziellem Rückenwind in Europa zu streuen. Der Erfolg ist gering. In der belgischen Zweigstelle AS Eupen, von der hypermodernen Athletenschmiede Aspire Academy Doha unterhalten, spielen die katarischen Talente seit dem Aufstieg in die Jupiler Pro League nicht mehr.

Torschütze Akram Afif gehört dem FC Villarreal, ist aber in die Heimat ausgeliehen. Einen Spieler internationaler Klasse, geschweige denn einen Legionär in einer halbwegs angesehenen Liga gibt es nicht. (sid, lü, 15.11.2018)