Macao gilt als gefährliche Strecke.

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Sophia Flörsch hatte einen großen Schutzengel.

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Macao – Die 17-jährige deutsche Rennfahrerin Sophia Flörsch ist am Sonntag auf dem gefährlichen Stadtkurs von Macao schwer verunglückt. Die Bilder ihres Rennwagens, der mit weit über 250 Stundenkilometern abhebt und ungebremst durch die Fangzäune in mehreren Metern Höhe gegen Schutzplanken kracht, ließen das Schlimmste vermuten. Nur wenige Stunde nach dem schweren Crash gab sie aber selbst Entwarnung.

"Ich wollte alle wissen lassen, dass ich okay bin", meldete sie sich per Twitter aus dem Krankenhaus. Dabei kündigte sie auch an, an diesem Montag operiert zu werden. Wie durch ein Wunder war Flörsch schon nach dem Horror-Crash beim Weltfinale der Formel 3 auch bei Bewusstsein und ansprechbar. Die Münchnerin erlitt zwar eine Fraktur der Wirbelsäule. Ihr Vater versicherte aber, dass seine Tochter keine Lähmungserscheinungen habe und alles bewegen könne.

Betroffen

Insgesamt wurden vier weitere Personen in den Unfall verwickelt, der zu einer rund einstündigen Unterbrechung des Rennens geführt hatte. Der japanische Nachwuchspilot Sho Tsuboi klagte über Schmerzen im Lendenwirbelbereich, ein Fotograf erlitt Verletzungen an der Leber, ein anderer sowie ein Streckenposten Gesichts- und Kopf-Traumata. Der Marshall zog sich zudem einen Oberkieferbruch zu.

"An Sophia und die anderen Unfallbeteiligten – wir denken an euch und hoffen weiterhin das Beste", twitterte Formel-3-Europameister Mick Schumacher. Der 19-jährige Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher konnte nach Startrang sechs einen Platz aufholen. Den Sieg sicherte sich der ebenfalls 19 Jahre alte Daniel Ticktum. Der Brite hatte sich in der EM-Wertung Schumacher geschlagen geben müssen. Der Österreicher Ferdinand Habsburg wurde Elfter.

Nebensache

Das sportliche Geschehen geriet angesichts des schrecklichen Unfalls von Flörsch aber zur Nebensache. Die Münchnerin, die am 1. Dezember 18 Jahre alt wird, war erst im Verlauf dieses Jahres in die Formel 3 aufgestiegen, als sie für das niederländische Van Amersfoort Team in Zandvoort an den Start ging. Sie hatte sich zuvor mit starken Leistungen in der Formel 4 empfohlen und es dort als erste Frau zweimal aufs Podest geschafft.

Als erste Frau aus Deutschland trat sie beim Grand Prix in Macao an. Im Zeittraining hatte es Flörsch auf Platz 20 unter 28 Teilnehmern aus 14 Nationen geschafft. In der Qualifikation war sie 19. geworden. Bei ihrem Unfall in der vierten Runde lag Flörsch auf Position 15.

Zunächst blieb die Unfallursache unklar. Flörsch verlor offensichtlich auf der Geraden vor der Lisboa-Kurve die Kontrolle über ihren Wagen. Sie hob mit ihrem Auto ab und flog mit dem Heck zuerst durch und über die Fangzäune, ehe sie mit der Cockpitseite in die Begrenzungsbefestigungen, hinter denen Fotografen die Möglichkeit haben, Bilder zu machen, in mehreren Metern Höhe einschlug. Der Wagen stürzte daraufhin zurück auf den Boden. Der deutsche Formel-1-Rennstall Mercedes schickte per Twitter den Wunsch nach viel Kraft an Flörsch und die weiteren Verletzten. Flörsch bedankte sich wiederum auch bei den Silberpfeilen für die Unterstützung.

Lieblingsstrecke

Kritik an dem gefährlich engen Kurs gab es vonseiten der Fahrer vor dem Rennen praktisch nicht. Angesprochen darauf, wie sehr er den Kurs möge, sagte Sieger Ticktum am Sonntag: "Das ist rhetorisch, ich habe mich das erste Mal verliebt, als ich hier war."

Für die meisten Piloten, darunter auch Mick Schumacher, gehört der gefährliche Stadtkurs zu den Lieblingsrennstrecken. Kritisiert wird dort aber der Motorrad Grand Prix. Erst im vergangenen Jahr war ein Pilot dort tödlich verunglückt. (APA, 18.11.2018)