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Alexander Zverev feierte einen historischen Erfolg.

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Und bedankte sich bei der Siegerehrung bei Novak Djokovic, "dass du mich gewinnen hast lassen".

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London – Der 21-jährige Alexander Zverev hat am Sonntag im Endspiel der ATP-Finals seinen bisher größten Erfolg gefeiert. Mit einem 6:4, 6:3 gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic verhinderte der Deutsche den sechsten Triumph des Serben beim Saisonabschlussturnier, mit dem dieser Roger Federer eingeholt hätte. Federer war Zverev im Halbfinale unterlegen.

Zverev wird sich in der Weltrangliste auf Position vier verbessern. Gegen den heurigen Gewinner von Wimbledon und der US Open zeigte er nur einmal Nerven. Nachdem er den ersten Satz gewonnen und auch im zweiten gleich mit einem Break vorgelegt hatte, unterlief ihm ein schwaches Aufschlagspiel mit zwei Doppelfehlern und zwei weiteren einfachen Fehlern. Er fing sich jedoch sogleich wieder und nahm Djokovic das dritte Aufschlagspiel in Folge ab.

Auf dem Weg in das Finale hatte der zehn Jahre ältere Serbe kein Servicegame abgegeben und nur zwei Breakbälle abwehren müssen. Zverev schlug aber wie gegen Federer exzellent auf und hielt überraschend auch in den langen Ballwechseln von der Grundlinie mehr als nur mit. Und plötzlich wirkte Djokovic, der seit Wimbledon 35 von 37 Matches gewonnen – und nie gegen einen Top-Ten-Spieler verloren – hatte, wieder menschlich und verletzlich.

Jüngster Gewinner

Er leistete sich ungewohnt viele Fehler und schien auch physisch nicht ganz auf der Höhe zu sein. In der Vorrunde war Zverev von Djokovic noch mit 6:4,6:1 deklassiert worden. Diesmal drehte der Sohn des ehemaligen russischen Tennisprofis Alexander Zverev senior dieses Ergebnis aber fast um. "Ich glaube, mein Vater wird bis zum Ende des Jahres mit dem Weinen nicht mehr aufhören", sagte Zverev bei der Siegerehrung. "Das ist natürlich der größte Erfolg in meiner Karriere. Ich kann es noch gar nicht fassen."

Ein brillanter Rückhand-Passierball brachte Zverev nach nur 80 Minuten den Sieg. Die Statistik sprach eine klare Sprache. Zverev ließ sich auf den blauen Untergrund fallen und schlug ungläubig die Hände vor sein Gesicht. Danach ging er in seine Box und fiel seinem Vater und seinem Coach Ivan Lendl um den Hals. Zverev schlug mehr Winner (20:7) und beging weniger unerzwungene Fehler (18:23). Er ist nun der bisher jüngste Gewinner des Turniers und der erste Deutsche seit dem Erfolg von Boris Becker im Jahr 1995.

Faktor Lendl

In der Vergangenheit gab es immer wieder überraschende Finals-Sieger wie David Nalbandian, Nikolaj Dawydenko oder im vergangenen Jahr Grigor Dimitrow. Ein wichtiges Puzzleteil ist Lendl, der erst im Juni als Coach zu Zverevs Team stieß. "Das läuft doch ganz okay", meinte der Deutsche bei der Siegerehrung an die Adresse Lendls gerichtet. Dies entlockte der stoischen, ehemaligen Nummer eins den Anflug eines Lächelns.

Das Doppel-Endspiel war zuvor an Mike Bryan / Jack Sock gegangen, die US-Amerikaner besiegten die Franzosen Pierre-Hugues Herbert / Nicolas Mahut 5:7, 6:1, 13:11. Beim sechsten Matchball der Amerikaner unterlief Herbert ein Doppelfehler, nachdem die Franzosen zuvor selber eine Chance zum Sieg gehabt hatten. Der 40-jährige Mike Bryan ist nun der älteste Masters-Sieger der Geschichte.

Die Bryan-Brüder hatten gemeinsam von 2006 bis 2014 insgesamt 16 Grand-Slam-Titel geholt. Nach vier Jahren ohne großen Triumph musste sich Bob im Juli an der Hüfte operieren lassen. Deshalb tat sich der Rechtshänder Mike mit Jack Sock zusammen – mit durchschlagendem Erfolg. Mike Bryan hatte sich sowohl mit seinem Zwillingsbruder als auch mit Sock für die ATP Finals qualifiziert. Im Einzel ist der letztjährige Masters-Halbfinalist Sock nach einem miserablen Jahr aus den Top 100 gefallen. (APA, 18.11.2018)