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"War never changes", so lautet die berühmte Tagline der traditionsreichen Fallout-Rollenspielserie. Eigentlich unpassend, denn sie selbst hat sich seit ihren isometrischen Anfängen im Jahr 1997 gewaltig und in teils riesigen Schritten verändert. Der aktuelle Ableger der Reihe mit dem Titel Fallout 76 rüttelt nun erneut an den Grundfesten dessen, was für Millionen Fans den Reiz der Serie ausmacht.

Die größte Veränderung zuerst: Fallout 76 ist eine Multiplayer-Survival-Sandbox geworden. Wohl kann man das gewohnt atmosphärisch gestaltete West Virginia auch allein erforschen, doch es tummeln sich jederzeit bis zu 24 andere Mitspieler auf der riesigen Weltkarte. Im Gegensatz zu den Vorgängern verzichtet Fallout 76 zudem völlig auf Nichtspielercharaktere; abgesehen von Tieren und anderen Gegnern begegnet man im Ödland nur echten Menschen. Gerade im Kampf gegen größere Monster ist Zusammenarbeit wichtig, ebenso wie beim Aufbau und der Pflege eigener Basislager und Strukturen.

Dieser schon von Fallout 4 bekannte Fokus auf Sammeln, Craften und Basisbau nimmt diesmal den größten Raum ein, denn abgesehen von einem dünnen roten Faden erzählt Fallout 76 keine nennenswerte Geschichte. Stattdessen gibt es Community-Events sowie viele kleine Missionen, in denen vor allem Tonbandaufnahmen, Briefe und gewohnt solides "environmental storytelling" die Welt mit Fallout-typischem Charakter und schwarzem Humor erfüllen wollen.

Was ist gelungen?

Auch wenn die Engine inzwischen an ihre Grenzen stößt, ist auch die Welt von Fallout 76 atmosphärisch dicht und voller überraschender Details und Geheimnisse; der Charme der großartigen Welt, in der die triste Postapokalypse auf absurd optimistische Retro-Spießigkeit trifft, blitzt durchaus immer wieder durch.

Auch die Angst, dass andere menschliche Spieler sich hauptsächlich als destruktive Störer bemerkbar machen würden, stellt sich bislang als unbegründet heraus: PvP-Kämpfe müssen von beiden Seiten akzeptiert werden, und allein die Größe der Spielwelt macht zufällige Treffen abseits von Events zu eher seltenen Ereignissen.

Was ist weniger gelungen?

Die First-Person-Shooter-Mechaniken zählten niemals zu den Stärken der modernen Fallout-Teile; dumm nur, dass genau diese nun zum allein verbliebenen Gameplay-Kern mutiert sind. Das taktische Kampfsystem VATS ist schlicht unbenutzbar geworden, und diesmal trösten auch weder mitreißende Handlung noch interessante Figuren über diese spielerische Schwäche hinweg.

Das Craften und Bauen wiederum ist überaus mühsam: Schlimmer noch als in Fallout 4 wird man gezwungen, wirklich alles, was nicht angenagelt ist, wie ein derangierter Hamster mit viel zu kleinen Backen regelmäßig zurück in den Bau oder zumindest zur nächsten Werkbank zu schleppen. Umso schlimmer, dass durch Bugs, aber auch verlorene Kämpfe die stundenlange Mühsal des Ressourcensammelns allzu oft von vorn begonnen werden muss.

Video: Trailer zu Fallout 76.
Bethesda Softworks

Fazit

Leider ist der Name der großen Franchise alles, was Fallout 76 von der Flut anderer halbfertiger Survival-Sandboxen unterscheidet. Wohl zeugen liebevolle Details und atmosphärische Ecken vom Potenzial, das nach wie vor in dieser Rollenspielwelt steckt, doch über weite Teile bleibt diese Endzeit leer, seelenlos und spielmechanisch uninteressant. Ja, gemeinsam mit Freunden ist Fallout 76 unterhaltsamer; dasselbe lässt sich allerdings zum Beispiel auch vom Schlangestehen sagen.

Mag sein, dass Bethesda durch substanzielle Nachbesserungen das Blatt im Lauf der nächsten Monate wendet; bis dahin bietet Fallout 76 allerdings für Einzelspieler so gut wie keinen Reiz – und für Multiplayer nur ein bisschen mehr. (Rainer Sigl, 25.11.2018)