Drohnenaufnahme der Fundstätte von Ava Ranga Uka a Toroke Hau mit gepflasterten Terrassen.
Foto: Chr. Hartl-Reiter/DAI

Berlin – Anzeichen für eine Verknüpfung des Pragmatischen mit dem Spirituellen fanden deutsche Forscher auf der Osterinsel: Auf der von Ressourcenmangel gezeichneten Insel im Ostpazifik wurde offenbar der Wasserverschwendung durch Tabus vorgebeugt, berichtet das Deutsche Archäologische Institut.

In Ava Ranga Uka a Toroke Hau – einer an einem kleinen Wasserfall gelegenen Fundstätte aus dem 13. bis 17. Jahrhundert – machten die Forscher einige überraschende Funde. An den Wasserfall schließen sich die Überreste künstlicher Kanäle, mehrerer Wasserbecken und einer Prozessionsstraße an. Welche Funktion die Becken hatten, ist noch ungeklärt. Das gleiche gilt für eine Herdgrube, die die Archäologen neben einem der Becken freilegten und die Steine, Holzkohle und Asche enthielt.

Diese Feuergrube wurde unter einer der Terrassen entdeckt.
Foto: B. Vogt/DAI

Eine weitere Überraschung bildeten große Mengen von Stein- und Schottermaterial, die die ehemaligen Osterinsel-Bewohner einst bewegt haben, um ältere Anlagen wie Wasserbecken und Kanäle mit monumentalen Terrassen zu überbauen. Die Terrassen scheinen die früheren Installationen förmlich zu versiegeln und von einer weiteren Nutzung auszuschließen. Für die Forscher liegt daher die Vermutung nahe, dass damit der Zugang zum Wasser des Baches gesellschaftlich und religiös sanktioniert und durch Tabus reglementiert wurde.

Heiliges Rot

Gestützt wird die These durch mehrere Gruben, in denen man rotes Pigment herstellte. Rot gilt in Polynesien als heilig und repräsentiert spirituelle Kraft, physische Stärke und Fruchtbarkeit. Auch Seen, Brunnen, Becken und Quellen – wie etwa der Wasserfall von Ava Ranga Uka a Toroke Hau – sind im polynesischen Kulturkreis heilige Orte, an denen Götter und Geister wohnen.

Die in Ava Ranga Uka a Toroke Hau freigelegten Anlagen dürften daher laut den deutschen Archäologen Teil eines Wasser- und Fruchtbarkeitsheiligtums gewesen sein. Hier hätten rituelle Handlungen stattgefunden, die einerseits einen Regenzauber bewirken, andererseits aber auch menschliche Fruchtbarkeit steigern sollten – auch wenn letztere das allgemeine Problem des Ressourcenmangels nicht eben verringerte. (red, 25. 11. 2018)