Istanbul – Der US-Geheimdienst CIA verfügt laut einem Bericht der türkischen Zeitung "Hürriyet" über eine Tonaufnahme, die auf eine Verwicklung des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in den Tod des Journalisten Jamal Khashoggi hinweist. Demnach hat Mohammed bin Salman angeordnet, "Khashoggi so bald wie möglich zum Schweigen zu bringen".

Laut Medienberichten verfügt die CIA über eine Aufnahme, die einen Mordauftrag durch Mohammed bin Salman beweist.
Foto: APA/AFP/Nureldine

Auf der "Hürriyet"-Website wird ein prominenter türkischer Kommentator mit den Worten zitiert, CIA-Chefin Gina Haspel habe bei ihrem Besuch in der Türkei im vergangenen Monat signalisiert, dass es eine derartige Aufnahme gebe.

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DER STANDARD

US-Präsident Donald Trump hat die Darstellung zurückgewiesen, die CIA habe Belege für eine Verwicklung von Mohammed bin Salman. "Sie sind nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen", sagte Trump am Donnerstag in Palm Beach in Florida mit Blick auf die CIA-Ermittler. Niemand sei zu solch einer Schlussfolgerung gekommen, und vielleicht ließen sich die genauen Hintergründe der Tat auch nie aufklären, hieß es weiter.

Scharfe Kritik der Türkei

"In gewisser Weise sagt er: 'Ich werde die Augen verschließen'", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Freitag dem Sender CNN-Türk. "Geld ist nicht alles", fügte er mit Blick auf die milliardenschweren US-Rüstungslieferungen an Riad hinzu.

Auch für die Türkei sei Saudi-Arabien ein "wichtiges Land", sagte Cavusoglu. "Aber wir haben es hier mit einem grausamen Mord zu tun."

Trump hingegen pries Saudi-Arabien erneut als extrem wichtigen politischen und wirtschaftlichen Partner für die USA – dies ist seine Begründung, warum er eisern zur saudischen Führung hält. Er betonte, der Kronprinz weise vehement zurück, dass er in den Fall involviert gewesen sei. "Ich hasse das Verbrechen, ich hasse die Vertuschung", sagte Trump und fügte hinzu: "Der Kronprinz hasst es noch mehr als ich."

Frankreich verhängt Einreisesperren

Frankreich hat sich indes wie zuvor schon Deutschland wegen des Khashoggi-Mordes Einreisesperren gegen 18 der Tat oder ihrer Unterstützung verdächtige Saudi-Araber verhängt. Weitere Sanktionen seien möglich, je nachdem, was die Ermittlungen ans Licht brächten, teilte das Außenministerium am Donnerstag in Paris mit. Die Ermordung Khashoggis sei ein extrem schweres Verbrechen, das sich auch gegen die Pressefreiheit und die Grundrechte richte. Frankreich erwarte von den Behörden des Königreichs eine transparente und vollständige Aufklärung. Zudem prüfe Frankreich mit den europäischen Partnern Möglichkeiten, wie künftig gemeinsam mit Sanktionen auf gravierende Verstöße gegen die Menschenrechte reagiert werden könne.

Die dänische Regierung entschied, alle Rüstungsverkäufe an Saudi-Arabien auszusetzen. Die EU verlangte, die "wirklich Verantwortlichen" für Khashoggis Tod zur Rechenschaft zu ziehen.

Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, als er im saudiarabischen Konsulat in Istanbul Unterlagen für seine Hochzeit abholen wollte. Erst nach langem Zögern räumte Saudi-Arabien ein, dass Khashoggi getötet worden sei. Sein Leichnam bleibt verschwunden. Die saudische Staatsanwaltschaft hat für fünf Beschuldigte die Todesstrafe gefordert. (APA, Reuters, 22.11.2018)