Beim Immobilien-Crowdfunding wird oft Geld für die Errichtung von hochpreisigen Wohnprojekten gesammelt. Manche Anleger sind aber auf der Suche nach mehr als der Rendite.

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Im kommenden Jahr soll das Projekt in Linz fertig werden.

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Crowdfunding für Immobilien boomt. Dabei wird Projektentwicklern von der Crowd meist für den Bau eines Objekts finanziell unter die Arme gegriffen. Dafür wird ihnen eine saftige Rendite in Aussicht gestellt. Entsprechende Projekte gibt es in Wien derzeit zuhauf.

Aber es gibt auch eine Form des Crowdfundings, bei der Anleger ein Projekt aus einer anderen Motivation heraus unterstützen. Dabei würde es sich oft um Projekte handeln, die Hilfe zur Selbsthilfe bieten, sagt Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Beispielsweise wenn sich Wohnungsbesitzer zusammenschließen, um ihr Haus zu sanieren. Die saftige Rendite geht sich in einem solchen Fall aber meist nicht aus – das sei aber auch nicht das Ziel der Anleger, so Lausecker: "Die Anlagemotive können anders sein. Da kriegt man dann eben keine Rendite von 6,5 Prozent, dafür hat man vielleicht ein besseres Gewissen, weil man Menschen bei ihrem Projekt unterstützt."

Riskantes Investment

Das Risiko sollte allerdings auch dabei nicht unterschätzt werden: "Da hat man die gleichen Risiken wie bei einem Crowdfundingprojekt eines Bauträgers", betont Lausecker. Der Grund: Die Gelder werden in beiden Varianten mittels Nachrangdarlehen vergeben. Rutscht das Projekt in die Pleite, ist das Geld der Crowd höchstwahrscheinlich weg.

Der oberösterreichische Verein SOS Menschenrechte sammelt aktuell auf der Plattform der Genossenschaft für Gemeinwohl Geld für die Sanierung eines Flüchtlingswohnheims in der Rudolfstraße in Linz-Urfahr.

Das 150 Jahre alte Haus wurde dem Verein vor fast 20 Jahren im Baurecht von der Stadt Linz zur Verfügung gestellt. Zuletzt war das Haus dringend renovierungsbedürftig. "Wir haben unzählige Gespräche mit der Politik geführt", sagt Sarah Kotopulos, Geschäftsführerin von SOS Menschenrechte. "Vor drei Jahren haben wir beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen."

Erst wurden mittels Spendenkampagne 800.000 Euro für die Sanierung gesammelt, seit einem Jahr läuft nun auch die Crowdfundingkampagne. Bisher wurden damit 490.000 Euro von 70 Menschen eingesammelt. Von den Kleinanlegern müssen mindestens 1000 Euro investiert werden. Oft sind es laut Kotopulos tatsächlich nur verhältnismäßig geringe Beträge, die – oftmals von Menschen, die selbst aus Oberösterreich stammen – investiert werden. Ausnahmen bestätigen die Regel: Kotopulos berichtet beispielsweise von einer Frau, die das gesamte ihr bei einer Scheidung zugesprochene Geld investiert hat.

Endspurt bis Jahresende

Die Investoren können sich selbst aussuchen, wie viel sie für ihr angelegtes Geld wollen, eine Rendite zwischen null und drei Prozent steht ihnen zur Auswahl. "Viele geben uns das Geld zinsfrei", sagt Kotopulos. "Manche wollen aber ein paar Prozent." Auch die Laufzeit des Darlehens ist zwischen fünf und 20 Jahren wählbar.

Seit Jänner läuft die Sanierung des Hauses. Insgesamt, so Kotopulos, liegen die Kosten bei 2,2 Millionen Euro. Das Haus wird entkernt, das Dachgeschoß ausgebaut. Auf 1000 Quadratmetern wird es Wohnmöglichkeiten für Asylwerber und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geben. Auch die Geschäftsstelle des Vereins wird hier einziehen.

Einige Einheiten sollen dann gemeinsam mit Kooperationspartnern als leistbare Starterwohnungen vergeben werden, "für Menschen in Notlagen, egal, woher sie kommen", so Kotopulos. Insgesamt wird das "Haus der Menschenrechte", wie es heißen soll, 70 Menschen Platz bieten.

Die Fertigstellung ist für Anfang 2019 geplant. Die offizielle Eröffnung findet im Mai statt, dafür hat sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen angesagt. Die Crowdfundingkampagne läuft noch bis Ende des Jahres. 200.000 Euro werden laut Kotopulos "im Endspurt" noch benötigt. (Franziska Zoidl, 23.11.2018)