"Im Jahr 2002 wurde bei mir Leukämie diagnostiziert. Der damalige Stand der Medizin war, dass ich einen passenden Stammzellenspender benötige, um die Krankheit überleben zu können." Für Walter Brenner war die Diagnose ein Schock. Unter seinen Geschwistern fand sich kein passender Spender, in der internationalen Datenbank wurde man erst sieben Jahre später fündig. Dass Walter die sieben Jahre überlebt hat, hat er einem kurz nach seiner Erkrankung neuzugelassenen Medikament zu verdanken. "Damit kann man die Leukämie zwar nicht heilen, aber zumindest unterdrücken", was in seinem Fall eine Stammzellen-Transplantation nicht mehr lebensnotwendig gemacht hat.

"Meist rufen Menschen an, in deren Bekanntenkreis jemand erkrankt ist"

"Ich habe damals aus meiner Erkrankung kein Geheimnis gemacht und viele Freunde haben mich gefragt, wie sie helfen können." Brenners Antwort lautete stets „Lasst euch für eine mögliche Stammzellenspende typisieren." Eine Typisierung mittels Blutabnahme durchzuführen, war damals jedoch noch relativ umständlich und meist an eine Institution wie ein Krankenhaus gebunden. Brenner machte sich schlau und stieß auf die beiden Vereine Leben spenden KMT und Geben für Leben, die schon damals auch ortsungebunden Typisierungen durchführten. Für den Verein Geben für Leben organisiert Walter mittlerweile Typisierungen in ganz Ost-Österreich, allein seit September 2017 sind über 9.000 Typisierungen von ihm organisiert worden. "Meist rufen uns Menschen an, in deren Bekanntenkreis jemand erkrankt ist. Wir stehen dann mit Rat und Tat zur Seite und organisieren Typisierungen bei Sportvereinen oder in Feuerwehren, in Gemeindesälen oder Fachhochschulen."

Werner Brenner setzt sich für den Verein Geben für Leben ein.
Foto: Werner Brenner
Typisierungsaktion in St. Johann am Walde, Oberösterreich
Walter Brenner

Die Typisierungen laufen dann so ab, wie zum Beispiel beim Welser Verein Kumplgut. Der Geschäftsführer des Vereins, der schwerkranken Kindern mit ihren Eltern kostenlosen Urlaub ermöglicht, lud Geben für Leben im Mai 2017 zu einer Typisierungsaktion ein. "Das war damals an einem extrem heißen Tag und obwohl wir fast zwanzig Ärzte dabei hatten, mussten die Leute bis zu zwei Stunden für die Blutabnahme abwarten. Alle sind geduldig angestanden, es gab aber kein einziges böses Wort. Dieser Spirit, diese Hilfsbereitschaft damals, das war einfach unglaublich." Und erfolgreich, denn allein aus dieser Aktion sind in der Zwischenzeit drei Spender hervorgegangen.

(Zu) wenig öffentliches Bewusstsein

Sechzehn Jahre nach seiner eigenen Leukämie-Diagnose sind es Erfolge wie dieser, die Brenner in seinem ehrenamtlichen Engagement motivieren. "Heuer im Sommer hat sich die Mutter eines sieben Monate alten Buben telefonisch bei mir bedankt, denn ihr Kind hat dank eines bei uns registrierten Spenders eine Knochenmarkspende erhalten. Zu wissen, dass man dabei mitgeholfen hat, gibt einem einfach irrsinnig viel", sagt Brenner. Doch es bleibt nach wie vor viel zu tun. "Viele sagen, wenn sie gewusst hätten, wie einfach es ist, sich registrieren zu lassen, hätten sie das schon viel eher gemacht. Leider ist der Informationsstand in der Bevölkerung dazu noch nicht sehr hoch."

Auch Öffentlichkeitsarbeit gehört zu den Tätigkeiten von Walter Brenner
Walter Brenner

Fünfzig Euro kostet die Analyse des HLA-Typs (Gruppe menschlicher Gene), Geben für Leben finanziert diese Kosten durch private und öffentliche Spenden. Am 4. Dezember findet eine Typisierungsaktion von Geben für Leben in den Räumlichkeiten der Akademie der Zivilgesellschaft statt: VHS Urania, Uraniastraße 1, 17 bis 20 Uhr.

Walter Brenner ist 59 Jahre alt und engagiert sich neben einer geringfügigen Anstellung weitere 30 Stunden pro Woche ehrenamtlich. (Philipp Schneider, 29.11.2018)

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