Kabul – Bei dem Angriff der radikalislamischen Taliban auf das britische Sicherheitsunternehmen G4S in Kabul ist am Mittwochabend auch ein Brite getötet worden. Zudem kamen neun afghanische Zivilisten und fünf Angreifer um. Das bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, am Donnerstag. Unter den 29 Verletzten seien elf Nepalesen sowie fünf Briten.

Ein Selbstmordattentäter hatte am frühen Mittwochabend eine Autobombe vor dem Büro von G4S im Osten der afghanischen Hauptstadt gezündet. Danach stürmten vier Angreifer das Gelände. Erst zehn Stunden später, um 4.30 Uhr morgens, erklärten die Sicherheitskräfte die Kämpfe für beendet.

Fünf Mitarbeiter getötet

G4S bietet nach eigenen Angaben Sicherheitsdienste für das britische Außenministerium und für Diplomaten in Afghanistan an. Das Unternehmen bestätigte am Donnerstag, fünf Mitarbeiter seien bei dem Angriff ums Leben gekommen. Es gab allerdings eine höhere Zahl an Verletzten an als das Innenministerium: 32 Mitarbeiter seien verwundet worden, darunter fünf schwer, hieß es in einer Mitteilung. Die Taliban hatten am Mittwochabend den Angriff über den Kurznachrichtendienst Twitter für sich reklamiert.

Erst vor einer Woche hatte sich in einer Hochzeitshalle an der Flughafenstraße in Kabul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Dabei starben mindestens 55 Menschen. Der Vorfall am Mittwochabend war der 21. große Anschlag in der Hauptstadt in diesem Jahr. Dabei starben mehr als 500 Menschen, 970 wurden verletzt.

Terrorkonkurrenten

Den Großteil der Anschläge hatte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für sich reklamiert. Die Taliban hatten zuletzt im Juli einen Konvoi des afghanischen Geheimdienstes NDS angegriffen und vier Geheimdienstmitarbeiter sowie einen Zivilisten getötet.

Die Taliban sind die größte Gruppe von Aufständischen in Afghanistan und waren von 1996 bis 2001 an der Macht. Nach den Al-Kaida-Angriffen von 2001 in New York und Washington wurden sie von den USA an der Spitze einer internationalen Militärintervention von der Macht vertrieben. Die Taliban hatten den Al-Kaida-Chef Osama bin Laden Unterschlupf geboten.

Vor allem seit dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes Ende 2014, der von einem Ausbildungseinsatz abgelöst wurde, haben die Taliban wieder an Stärke gewonnen. Derzeit beherrscht die Regierung nach Militärangaben nur noch wenig mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes. Weitere rund 30 Prozent sind umkämpft. Die USA treiben aktuell eine politische Lösung des Konflikts voran und versuchen, die Taliban an den Verhandlungstisch zu bringen. (APA, 29.11.2018)