Washington/Berlin – Es ist nicht die erste Umfrage, die ein Auseinanderdriften belegt, aber eine der plakativsten: Das Institut Pew Research hat vor einigen Tagen eine Erhebung präsentiert, die zeigt, wie unterschiedlich dies- und jenseits des Atlantiks die Welt gesehen wird. So wird deutlich, dass den wenigsten US-Bürgern bewusst ist, als wie schlecht viele Deutsche ihr Verhältnis zu den USA bewerten. So vermuten 70 Prozent der befragten Amerikaner, das Verhältnis zwischen Berlin und Washington sei gut. Das sehen nur noch 24 Prozent der Deutschen so. Dort halten 73 Prozent der Befragten des Verhältnis für schlecht.

Das Ergebnis ist nur die Spitze eines Eisbergs an Einschätzungen, die Tür und Tor für Missverständnisse öffnen. So wollen etwa 70 Prozent der US-Amerikaner eine engere Zusammenarbeit ihrer Regierung mit jener in Berlin. 47 Prozent der Befragten in Deutschland lehnen dies ab, nur 41 Prozent wären dafür.

Insgesamt ist erstaunlich, wie eng viele US-Amerikaner mit Europa zusammenarbeiten möchten: 78 Prozent wollen engere Beziehungen mit Großbritannien, 73 Prozent mit Frankreich. Und sogar mit China würden, US-Präsident Donald Trumps Peking-kritischer Rhetorik zum Trotz, 59 Prozent gerne mehr Gemeinsames unternehmen. Einzig Russland fällt ab: 58 Prozent der US-Amerikaner lehnen engere Beziehungen ab. Sie stehen auch in dieser Frage im Gegensatz zu den Deutschen: Dort wünschen sich 69 Prozent engere Beziehungen zu Moskau.

Wenig Vertrauen in Trump

Das unterschiedliche Ansehen mag auch mit der Beliebtheit der jeweiligen Regierungschefs zu tun haben. Laut einer früheren, ebenfalls von Pew durchgeführten Umfrage bewerten 52 Prozent der in 25 Staaten befragten Bürger das Walten der deutschen Kanzlerin Angela Merkel als positiv, 31 Prozent lehnen es ab. Hingegen erfüllt die Ausübung des US-Präsidentenamts durch Donald Trump nur 27 Prozent der Befragten mit Vertrauen, die meisten von ihnen kommen aus den USA. 70 Prozent der Befragten gaben an, "kein Vertrauen" in den amerikanischen Staatschef zu haben. Besser liegen sowohl Russlands Präsident Wladimir Putin (30 zu 62) als auch Chinas Staatschef Xi Jinping (34 zu 56).

Dass das weltweite Vertrauen in Washington nach einer Hochblüte unter Präsident Barack Obama wieder massiv gesunken ist, zeigt eine weitere anschauliche Erhebung, die internationale Beliebtheitswerte von US-Präsidenten im Zeitverlauf präsentiert. Zu sehen ist ein massiver Kontrast zwischen der Unbeliebtheit George W. Bushs, der Beliebtheit Obamas und des geringen Vertrauens in Trump. (mesc, 30.11.2018)