Wien – Der jüngste Diebstahl eines Gemäldes aus dem Wiener Dorotheum fällt ein Stück weit aus dem statistischen Rahmen. Denn größere Kunstdiebstähle sind hierzulande eher selten, wie ein Blick in die jüngsten Kulturgutberichte zeigt. So wurden 2017 in Österreich 172 Fälle von Kulturgutdiebstahl angezeigt, deren Gesamtschaden 770.000 Euro betrug.

Die meisten Diebstähle gingen in Wien und Niederösterreich über die Bühne, so der Bericht des Bundeskriminalamts (BK). 2017 sind in Österreich vermehrt Musikinstrumente bei Auftritten entwendet und bei Einbrüchen in Privathaushalten gestohlen worden. Außerdem gab es eine Reihe von Diebstählen in Kirchen.

Bei Messen und im Kunsthandel gibt es immer wieder Diebstähle

Die Gesamtzahl der Fälle von Kulturgutdiebstahl präsentiert sich in den vergangenen Jahren relativ konstant. So wurden 2016 bei der Polizei 175 Fälle von Kunstdiebstahl angezeigt, im Jahr davor waren es 179. Das Muster blieb ähnlich: Beliebte Ziele waren vor allem Wohnungen und Häuser sowie Kirchen. Aber auch im Kunsthandel und im Rahmen von Kunstmessen komme es immer wieder zu Diebstählen, hieß es in der Bilanz aus dem Jahr 2016.

Im August 2014 wurden insgesamt 72 Bilder aus einer Villa in Wien-Hietzing gestohlen. 67 der Werke im Wert von 2,5 Millionen Euro wurden 2017 von der Polizei sichergestellt – darunter Bilder von Carl Moll, Koloman Moser und Oskar Kokoschka. Im jüngsten Fall soll es sich – nach weiterhin unbestätigten Berichten – um ein Renoir-Gemälde mit einem Schätzwert von 120.000 bis 160.000 Euro handeln.

Raub der Saliera in Wien 2003

Der mit Abstand spektakulärste Fall von Kunstraub in der jüngeren Geschichte Österreichs ereignete sich am 11. Mai 2003, als in den frühen Morgenstunden im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) Benvenuto Cellinis "Saliera" gestohlen wurde. Es ist die einzige erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers (1500 – 1571). Angaben zum Wert des Salzfasses lagen um die 50 Millionen Euro. Im Jänner 2006 fanden es Polizisten in einem Wald in Niederösterreich, nachdem sich der Täter bei der Polizei gemeldet hat. Das Meisterwerk ist mittlerweile das Herzstück der 2013 wiedereröffneten Kunstkammer im KHM.

Was die Höhe des Schadens betrifft, kann der "Saliera"-Diebstahl auch mit jüngeren internationalen Fällen mithalten: So stahlen etwa im Juli 2015 Einbrecher in einer Madrider Privatwohnung insgesamt fünf Gemälde des irischen Künstlers Francis Bacon (1909-1992). Der Wert der Gemälde wird auf mehr als 30 Millionen Euro geschätzt. Der Diebstahl fand bereits im vergangenen Juni statt.

Aufsehenerregender Einbruch in Rotterdamer Kunsthalle 2012

Ebenso aufsehenerregend war beispielsweise der Einbruch in die Rotterdamer Kunsthalle in der Nacht zum 16. Oktober 2012. Gestohlen wurde damals je ein Werk von Pablo Picasso, Paul Gauguin, Henri Matisse, Jacob Meyer de Hahn, Lucian Freud sowie zwei Werke von Claude Monet im Wert mehrerer Millionen Euro. (APA, 28. 11. 2018)