Katar trat 1961 der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) bei. Das Land am Golf setzt inzwischen voll auf die Ausbeutung seiner immensen Gasreserven. Ende des Jahres tritt es aus der Opec aus.

Der Austritt Katars aus der Opec habe rein geschäftlich-strategische, keine politischen Gründe, sagte der katarische Energieminister Saad al-Kaabi – um dann in seiner Pressekonferenz doch eine Spitze gegen "eine Organisation, die von einem Land kontrolliert wird" loszulassen. Gemeint ist natürlich Saudi-Arabien, der ungleiche Sparringspartner des kleinen Emirats.

Katar ist kein Öl-, sondern ein Gasriese: Wenn das Emirat geht, dann ändert das innerhalb der Opec so gut wie nichts. Aus einer politischen Perspektive, die Staaten auf der arabischen Seite des Persischen Golfs betreffend, sieht das wieder anders aus: Katar führt öffentlich vor, was im Golfkooperationsrat (GCC) – Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Oman – vor sich geht. Die arabischen Golfstaaten, nach der Revolution 1979 im Iran politisch zusammengerückt, sind uneinig und zum Teil heftig zerstritten: obwohl ja der Gründungsgedanke des GCC, eine gemeinsame Front gegen den Iran, derzeit das alles überragende politische Thema der Region ist.

Kein Mitglied der ersten Stunde

Katar ist kein Gründungsmitglied der Opec, stieß aber nur ein Jahr später, 1961, dazu. Bis Mitte der 1990er-Jahre sah Katar seine Rolle mehr oder weniger als sicherheitspolitischer Satellit des mächtigen Saudi-Arabien. Das änderte sich 1995, als Hamad bin Khalifa seinen Vater entthronte (der seinerseits 1972 seinen Cousin weggeputscht hatte). Den Saudis passte das nicht, sie unterstützten 1996 ihrerseits einen erfolglosen Putschversuch gegen Hamad. In diese Zeit fällt der totale Strategiewechsel Katars mit der neuen Formel "Sicherheit durch Sichtbarkeit".

Sicherheit durch Sichtbarkeit

Schon 2002 zog Saudi-Arabien erstmals, auf sechs Jahre, seinen Botschafter aus Doha ab. Der Grund war, wie so oft, der Fernsehsender Al Jazeera, in dem mediale Angriffe auf die saudische Königsfamilie kein Tabu waren. Nach einer kurzen Beruhigung 2008 brach der Konflikt mit dem Arabischen Frühling 2011 voll wieder aus. Katar unterstützte die islamischen revolutionären Bewegungen, das heißt die Muslimbrüder in Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien. Saudi-Arabien hingegen sah und sieht die Muslimbrüder als direkte Gefahr für die salafistischen Monarchien am Golf.

Emir Hamad übergab 2013 die Regierungsgeschäfte an seinen Sohn Tamim. Sollte sich Saudi-Arabien einen erneuten katarischen Kurswechsel erwartet haben, so wurde es enttäuscht. Die Krise eskalierte im Juni 2017, seitdem steht Katar unter einem totalen wirtschaftlichen und politischen Boykott Saudi-Arabiens, Bahrains, der Arabischen Vereinigten Emirate (VAE) und Ägyptens. Die GCC-Mitglieder Kuwait und Oman zogen nicht mit.

Politisch zerkracht

Eineinhalb Jahre dauert der Bruch nun an, der zum Teil bizarre Formen annimmt: So gibt es etwa in Riad die Überlegung, an der gemeinsamen Grenze einen Kanal zu graben, was Katar quasi in eine Insel verwandeln würde. Aber Katar, das seinerseits in der Türkei ein politisches Schwergewicht als Verbündeten hat, steht relativ unbeschädigt und selbstbewusst da.

Dazu trägt bei, dass die katarische Luftwaffenbasis Al Udeid die größte Anzahl von US-Militärs im Nahen Osten beherbergt. Washington wünscht sich einen starken GCC und ist nicht glücklich über die saudische Katar-Politik.

Aber noch zerrütteter als das saudisch-katarische Verhältnis ist jenes zwischen Katar und den VAE. Und es interessant zu beobachten, dass die Emirate heute eine ebenso unabhängige Regionalpolitik verfolgen wie zuvor Katar. Verschiedentlich beobachtet man bereits das Aufbrechen unterschiedlicher saudischer und emiratischer Interessen, zum Beispiel im Jemen. (Gudrun Harrer, 4.12.2018)