Im Vorarlberger Rheintal wird kräftig gekokst.

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Bregenz – Die Hofsteigregion, acht Kommunen mit 69.500 Menschen zwischen der Grenzgemeinde Lustenau und dem idyllisch am Berg gelegenen Wallfahrtsort Bildstein, kann sich, was den Kokainkonsum betrifft, mit der Bayernmetropole München messen. Denn laut Abwasseranalysen werden in der Hofsteigregion jährlich 26,4 Kilogramm Kokain konsumiert, mehr als in München. Spitzenreiter der Vergleichsregionen ist Zürich, wo verglichen mit den Hofsteiggemeinden mehr als die vierfache Menge an illegalen Drogen (Spitzenreiter ist Kokain) verbraucht wird.

Die ländliche Region kommt durch den Drogenbericht des Landes zu ungeahnter Aufmerksamkeit. Erstmals ließ die Landesregierung den jährlichen Suchtbericht durch eine Pilotstudie "Abwasserbasiertes Drogenmonitoring" ergänzen. Warum hat man ausgerechnet die wenig spektakuläre Region ausgewählt und nicht die Hot Spots am Arlberg oder im Montafon?

Kokain als Volksdroge

Die Erklärung ist einfach: Die Kläranlage Hofsteig eignete sich für diese erste Abwasseruntersuchung besonders gut, sagte Landesrat Christian Bernhard bei der Präsentation des Suchtberichts am Dienstag – nicht wegen eines vermuteten hohen Suchtpotenzials der Anrainer, sondern wegen der am besten geeigneten technischen Ausstattung.

Aus dieser ersten Abwasserstudie schließt der Drogenbeauftragte des Landes, Psychiater Reinhard Haller, dass sich Kokain zur Volksdroge entwickle. Haller vermisst die politische und mediale Aufmerksamkeit für die Drogenproblematik. "Man nimmt den Drogenkonsum als gottgegeben hin." Haller sieht außer dem Drang zum Kokain weitere Veränderungen kommen: Die Legalisierung von Cannabis werde Österreich nicht hintanhalten können, sagte Haller.

In Vorarlberg schätzt man die Zahl der Substanzabhängigen (Rauchen ausgenommen) auf fünf Prozent. Der Anteil der Alkoholabhängigen beträgt drei Prozent. Dann folgt die Medikamentensucht mit 1,2 Prozent. (Jutta Berger, 4.12.2018)