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Einige Inhaltsstoffe von kosmetischen Produkten haben offenbar Einfluss auf die Entwicklung von Kindern. Vor allem Diethylphthalat, Triclosan, Methylparaben und Propylparaben scheinen zu einem früherem Einsetzen der Pubertät zu führen.

Foto: Reuters/KCNA

Berkeley – Immer wieder behaupten Großeltern, dass "zu ihrer Zeit" die Pubertät erst viel später einsetzte, als sie es nun bei ihren Enkelkindern zu beobachten meinen. Tatsächlich existieren Studien, die eine derartige Entwicklung zu bestätigen scheinen. Forscher der Universität Kopenhagen haben beispielsweise festgestellt, dass die Brustentwicklung bei Mädchen bzw. das Hodenwachstum bei Buben heute gut ein Jahr früher einsetzt als in den 1990er-Jahren. Eine im Jahr 2007 erschienene Untersuchung aus Deutschland kann dagegen eine solche Entwicklung nicht bestätigen.

Sollte es tatsächlich eine Verschiebung beim Pubertätsbeginn geben, dann könnten womöglich Substanzen in Körperpflegemitteln, die Frauen während der Schwangerschaft verwenden, dafür verantwortlich sein. Die Langzeituntersuchung einer Gruppe um Kim Harley von der University of California in Berkeley fand jedenfalls einen solchen Zusammenhang insbesondere zwischen den Stoffen Diethylphthalat sowie Triclosan und einem mehrere Monate früheren Einsetzen der Pubertät bei Mädchen.

Probleme durch verfrühte Reife

"Das ist wichtig, weil wir wissen, dass die Pubertät bei Mädchen seit einigen Jahrzehnten immer früher beginnt", ist die Epidemiologin überzeugt. Ein früheres Einsetzen der Pubertät erhöhe bei Mädchen nicht nur die Anfälligkeit für psychische Probleme, sondern auch das langfristige Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, betonte Harley unter Verweis auf frühere Untersuchungen.

Die aktuellen im Fachjournal "Human Reproduction" präsentierten Ergebnisse beruhen auf einer Studie, die 1999 startete und die Folgen von Schädlingsbekämpfungsmitteln für Schwangere und ihren Nachwuchs prüfte – vor allem an Arbeiterinnen in der Landwirtschaft. Zudem untersuchten die Forscher die Langzeitwirkung von Phthalaten, Parabenen und Phenolen. Diese stehen im Verdacht, das Hormonsystem vor allem von Frauen zu beeinflussen.

Menstruation und Schambehaarung

Insgesamt nahmen die Forscher von jeder schwangeren Frau zwei Urinproben. Auch von den 338 Kindern wurde im Alter von neun Jahren eine Urinprobe analysiert. In den folgenden vier Jahren untersuchten die Forscher alle Kinder dann mit einem Standardtest auf das Einsetzen der Pubertät.

Die Resultate: Enthielten die Mütter viel Monoethylphthalat, eine Vorläufersubstanz von Diethylphthalat, begannen die Schamhaare ihrer Töchter etwa sechs Monate früher zu sprießen, wie die Forscher schreiben. Eine hohe Konzentration Triclosan im Urin der Mutter war darüber hinaus verbunden mit einer knapp fünf Monate früheren ersten Menstruation.

Direkte Auswirkung von Methylparaben und Propylparaben

Zusammenhänge fanden die Wissenschafter auch zwischen der Belastung von Kindern und dem Einsetzen der Pubertät: So gingen hohe Konzentrationen von Methylparaben im Urin der Mädchen mit einer früheren Entwicklung der Brustdrüsen und einer frühen ersten Menstruation einher. Gleiches galt für Propylparaben und die Entwicklung der Schambehaarung. Bei hohen Werten dieser Substanzen begannen die Entwicklungen etwa vier bis sieben Monate früher. Bei Buben fanden die Forscher eine deutliche Verbindung nur für Propylparaben: Eine hohe Konzentration der Substanz ging mit einer früheren Reifung der Geschlechtsorgane einher.

Das zu den Phenolen zählende Triclosan sowie Parabene werden in Kosmetika und Körperpflegeprodukten als Mittel gegen Mikroorganismen und als Konservierungsmittel eingesetzt. Diethylphthalat hingegen fixiert Duftstoffe. (red, APA, 5.12.2018)