Paris – Das Vorgehen der Polizei bei einer Massenfestnahme von Schülern hat in Frankreich Betroffenheit und Empörung ausgelöst. "Es hat schockierende Bilder gegeben, weil wir uns in einem Klima außergewöhnlicher Gewalt befinden", sagte Bildungsminister Jean-Michel Blanquer am Freitag dem Sender France Inter.

Am Donnerstag waren in der Nähe von Paris rund 150 Personen festgenommen worden. Dabei handelte es sich vor allem um Schüler, die in der Nähe einer Schule in Mantes-la-Jolie protestiert hatten. Videos des Polizeieinsatzes zeigen, wie Dutzende Schüler in Reihen und unter der Aufsicht der Sicherheitskräfte auf dem Boden knieten oder hockten, mit den Händen am Kopf oder hinter dem Rücken. Polizeikreise bestätigten die Echtheit der Aufnahmen.

Blanquer betonte, man müsse die Bilder jedoch in ihrem Kontext betrachten – "in einer Zeit, in der die Sicherheitskräfte in ganz Frankreich im Einsatz sind, mit enormen Schwierigkeiten und mit unvorstellbaren Risiken".

In Mantes-la-Jolie seien Sicherheitskräfte angegriffen worden, es habe Ausschreitungen gegeben. "Ein Großteil (der Festgenommenen) wird natürlich freikommen, aber unter ihnen sind auch solche, die sehr schlimme Dinge getan haben", sagte Blanquer.

"Das Feuer schwelt"

Linke Politiker verurteilten den Polizeieinsatz. Nichts könne diese Demütigung der Minderjährigen rechtfertigen, schrieb der Chef der Sozialisten, Olivier Faure, bei Twitter. "Das Feuer schwelt, fachen Sie es nicht an!" Der frühere Präsidentschaftskandidat der Sozialisten, Benoît Hamon, twitterte: "Was sucht die politische Führung, wenn nicht Gewalt als Reaktion?"

Seit Montag protestieren in ganz Frankreich Schüler und Studenten gegen Reformen im Bildungsbereich und blockieren Bildungseinrichtungen. Die Proteste der Schüler sind diffus, wie die Zeitung "Le Monde" schrieb. Teils seien sie von den "Gelben Westen" inspiriert, die seit Mitte November gegen Steuererhöhungen und die Reformpolitik auf die Straßen gehen. Bei den "Gelbwesten"-Protesten kam es am vergangenen Wochenende in Paris zu schweren Ausschreitungen und mehr als 400 Festnahmen. Für diesen Samstag sind neue Proteste in der Hauptstadt angekündigt. (APA, 7.12.2018)