Nicht alle diagnostizierten Prostatakarzinome sind so bösartig, dass sie die Lebenserwartung reduzieren. Deshalb gibt es eine Debatte darüber, ob bei im Frühstadium erkannten Erkrankungen ein "aufmerksames Zuwarten" oder die chirurgische Entfernung der Prostata besser ist. Eine schwedische Studie spricht nun eher für eine Operation, wie im New England Journal of Medicine berichtet wird.

"Männer mit klinisch entdeckten, lokalisiertem Prostatakarzinom und einer hohen Lebenserwartung profitierten von einer Prostatektomie, also einer Entfernung der Vorsteherdrüse, mit einem durchschnittlichen Zuwachs an Lebenserwartung von 2,9 Jahren", schreiben Bil Axelson von der Universitätsklinik Uppsala und die Co-Autoren in der neuesten Ausgabe der US-Fachzeitschrift.

Da Prostatakarzinome – bis auf die wirklich aggressiven Formen, deren Verlauf man bei Diagnose kaum vorhersagen kann –, oft erst binnen Jahren als geheilt oder unheilbar betrachtet werden können und die Überlebenszeit zumeist auch mehrere Jahre beträgt, beobachteten die schwedischen Wissenschafter 695 Patienten 29 Jahre lang. Bei ihnen war zwischen Oktober 1989 und Februar 1990 ein solches Karzinom im Frühstadium diagnostiziert worden. Bei 347 wurde dann die von Krebs befallene Prostata chirurgisch entfernt, bei 348 hatte man mit Eingriffen und Therapie so lange zugewartet, bis Zeichen einer Verschlechterung der Krankheit auffällig wurden.

Geringeres Risiko

"Bis zum 31. Dezember 2017 waren 261 der 347 Männer mit chirurgischer Entfernung der Prostata gestorben, ebenso 292 der 348 Männer in der Gruppe mit bloß aufmerksamer Beobachtung. 71 Todesfälle gab es infolge des Prostatakarzinoms in der Prostatektomie-Gruppe und 110 in der Vergleichsgruppe", so die Experten. Das bedeutet eine Risikoreduktion um 45 Prozent und war statistisch signifikant. Der positive Effekt einer Operation nahm mit der Beobachtungszeit zu.

Die Lebensqualität war bei beiden Betroffenen-Gruppen etwa gleich hoch, wie sich bei der Befragung der Patienten herausstellte. Vor allem Inkontinenz und Impotenz werden als Argumente oft gegen die chirurgischen Eingriffe angeführt. Prostatakrebs ist in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Jährlich sterben rund 1.150 Personen daran. Jedes Jahr wird bei rund 5.000 Österreichern ein Prostatakarzinom diagnostiziert. (APA, 13.12.2018)