Ein bisschen erinnern die Future Towers in der Nähe der indischen Großstadt Pune in ihren Dimensionen an den Wohnpark Alterlaa. Das Wiener Wohnprojekt steht seit den 1970er-Jahren, der massive Koloss in Indien wurde erst vor kurzem fertiggestellt. Er war das erste Projekt des niederländischen Architekturbüros MVRDV in Indien. Entstanden sind mehr als 1.000 Wohnungen, 5.000 Menschen werden hier leben.

Foto: Ossip

Das Projekt ist Teil der Satellitenstadt Amanora Park Town, die seit 2007 in der Nähe von Pune entstanden und seither in Rekordtempo gewachsen ist. Heute leben hier bereits 25.000 Menschen, Tendenz stark steigend. Immer öfter wird das Bedürfnis nach Wohnraum mit gesichtslosen und dicht verbauten Wohntürmen gestillt, kritisieren die Architekten von MVRDV in einer Aussendung.

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Mit den Future Towers habe man eine Alternative dazu errichtet, gleichzeitig musste der damit entstehende Wohnraum aber auch leistbar sein.

Das Design sei Ergebnis von Recherchen im indischen Wohnbau gewesen, heißt es. Weil die Baukosten in Indien niedrig, aber die Kosten für einen Lift hoch sind, hat man sich für eine geringere Anzahl an Aufzügen und dafür längere Gänge entschieden.

Anstatt mehrerer Türme, wie sie an dem Standort ursprünglich geplant waren, ist ein bergförmiges Gebäude mit Tälern und Bergspitzen entstanden. Es sind neun Wohntrakte mit 17 bis 30 Stockwerken, die sich um vier zentrale Punkte ordnen.

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Den Architekten war wichtig, Wohnungen für möglichst unterschiedliche Zielgruppen zu schaffen – Young Professionals ebenso wie junge Familien und ältere Menschen. So sollen Menschen mit einem unterschiedlichen Background zusammenkommen. Die Wohnungen sind zwischen 45 und 450 Quadratmeter groß und bunt durcheinandergemischt.

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Entstanden sind nicht nur unverbaute Ausblicke, sondern auch allgemein zugängliche Außenbereiche. Abwechslung entsteht an der Fassade durch "Scoops", also kleine, bunt gestaltete Einbuchtungen, die den Bewohnern für unterschiedliche, klar definierte Aktivitäten wie beispielsweise Yoga zur Verfügung stehen – und die aufgrund feuerpolizeilicher Vorschriften eingeplant werden mussten.

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Im Erdgeschoß sind im Außenbereich Flächen zum Spielen, Sporteln und Entspannen entstanden. Sogar einen 50 Meter langen Pool gibt es. Möglich seien diese Features angesichts des Kostenkorsetts durch die schiere Größe des Projekts gewesen, heißt es in der Aussendung.

Bei den Grundrissen wurden die Prinzipien von Vastu Shastra, einer Art Hindu-Version von Feng Shui, berücksichtigt, die sich Bewohner auch im modernen Wohnbau wünschen.

Das bereits fertiggestellte Gebäude soll nur die erste Phase des größeren Future-Towers-Projekts sein. Bei MVRDV wird bereits an der nächsten Entwicklung gearbeitet. Insgesamt sollen in drei Phasen 3.500 Wohneinheiten entstehen. Den Wohnpark Alterlaa mit seinen 3.200 Wohnungen wird es damit locker überflügeln. (red, 26.12.2018)

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