#MeToo heiße in Österreich "MiaZwa", sagt Niavarani (links). Schmidt sorgt sich um das Überleben des weißen Bademantels: "Ich gehe damit immer im Hotel auf und ab und schaue, was passiert."

Foto: Marcella Ruiz Cruz, Nadine Studeny

Zielgerichtete Zufälligkeit. So ließe sich vielleicht das Aufeinandertreffen dieser beiden Satirekaiser umschreiben. Jede Pointe findet ihr Ziel, auch wenn sie noch so ansatzlos spontan hervorplatzt. Der eine, Michael Niavarani, kann mit Seitenblicke-Wissen (wer hat wann mit wem?) zurück bis Joseph II. brillieren. Der andere, Harald Schmidt, hat sich laut eigener Bekundung profunde Klappentextbildung angelesen.

Beste Voraussetzungen also, als sich die beiden Donnerstagabend auf der Burgtheater-Bühne zu einem ersten von künftig mehreren Gesprächen einfanden. Zielgerichtet zufällig freilich, denn die Idee dazu sei aufgrund eines Malheurs entstanden: Die Burg-Chefin Karin Bergmann hatte für die Verleihung der Nestroys den Ausfall eines Moderators kompensieren müssen und bei beiden angeklopft. Weder der eine noch der andere fühlte sich berufen.

Machen musste es schließlich Niavarani. Schmidt zahlt das jetzt zurück. Als Jahrzehnte prägender TV-Chefsatiriker Deutschlands ist der 61-Jährige zwar pensioniert, in seinem Redeschwall aber bleibt er ungebrochen passioniert. "Meine Stärke ist nicht das Gespräch, sondern der Monolog", sagt er. "Bei der Gage, die wir hier bekommen, ist es mir nur recht, wenn du viel redest", gibt Niavarani zurück. Es ist der Aufschlag zu einem rasanten Pointen-Pingpong, bei dem Rhetoriktrainer feuchte Hände bekommen. In gut einer Stunde Tritsch-Tratsch ohne erkennbar einstudierten Leitfaden lassen sich Schmidt und Niavarani von Thema zu Thema treiben. Dazwischen werden Gedichte rezitiert, es wird parodiert und imitiert. Funkstille herrscht im ausverkauften Burgtheater gerade einmal für drei Sekunden – und die werden erst recht viel belacht.

Über Schmidt erfährt man etwa, dass es ihm schwerfalle, seine IBAN nicht mit dem Kontostand zu verwechseln. Niavarani manövriert die Plauderei von seiner Kur mit Nahrungsergänzungsmitteln bis ins Politische, wenn er meint, Sebastian Kurz stehe sogar über dem Messias: "Jesus konnte zwar übers Mittelmeer gehen, aber es nicht zusperren." Auf welcher Seite Schmidt politisch wandelt? "Immer auf der richtigen."

Gelbwesten-Proteste hält Niavarani in Österreich für ausgeschlossen, weil ja schon die Donnerstagsdemo für deren Teilnehmer eigentlich eine Qual sei. Schmidt hingegen spart nicht mit Lob für seine Ösi-Fans. Diese würden Autogramme nämlich stets mit einem Satz erbitten, der gut ins Grundgesetz passen würde: "Ich weiß, ich bin lästig, aber ..."

Eine Fortsetzung dieses ganz und gar nicht lästigen Dialogs wird es im Frühjahr 2019 geben. (Stefan Weiss, 16.12.2018)