Tschickstummel sind ekelhaft. Eigentlich sollen sie im Mistkübel landen. Tun sie aber oft nicht.

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Brüssel/Berlin – Plastik will man Zug um Zug zu Leibe rücken. Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und andere Wegwerfartikel aus Plastik will man über kurz oder lang verbieten. Österreich preschte zuletzt mit einem Verbot von Plastiksackerln im Handel vor. Doch dabei soll es nicht bleiben. Auch Zigarettenstummel kommen nun aufs Tapet. Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze schlug vor den entscheidenden EU-Gesprächen über die neue Strategie gegen Plastikmüll am Dienstag vor, die Tabakindustrie für das Einsammeln der Stummel zur Kassa zu bitten. Darin wäre die Kostenbeteiligung für Hersteller enthalten.

Die deutsche Umweltministerin schlägt vor, die Tabakindustrie für die Entsorgung weggeworfener Zigarettenstummel bezahlen zu lassen. Diese stellen eine Gefahr für Kinder, Tiere und Umwelt dar.
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"Wer Wegwerfartikel wie Zigaretten herstellt, wird künftig mehr Verantwortung für den Müll übernehmen müssen", sagte Schulze den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "So könnte die Zigarettenindustrie zum Beispiel an den Kosten für die Reinigung von Stränden oder Parks beteiligt werden." Genau das ist im Entwurf der Plastikstrategie vorgesehen. Die SPD-Politikerin sagte, sie hoffe, dass "noch in diesem Jahr ein europaweites Verbot von überflüssigem Einwegplastik auf den Weg" gebracht werde.

Widerspruch

Danach sah es am Dienstag aus. Die EU-Kommission hatte im Mai vorgeschlagen, Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und andere Wegwerfartikel aus Plastik zu verbieten. EU-Länder und EU-Parlament beschlossen die Vorschläge jeweils mit leichten Änderungen. Ziel der für Dienstagabend angesetzten Verhandlungsrunde ist ein Kompromiss der drei Institutionen. Ein Ergebnis wurde erst in die Nacht auf Mittwoch erwartet.

In Deutschland traf der Vorstoß in Sachen Zigarettenstummel auf wenig Gegenliebe. Die CDU-Umweltpolitikerin Marie-Luise Dött sagte in Berlin: "Es ist überhaupt keine Frage, dass wir Abfall jeder Art vermeiden oder verringern müssen. Das ist ein Schwerpunkt unserer umweltpolitischen Agenda. Aber Unternehmen dafür verantwortlich zu machen, wenn Konsumenten deren Produkte unsachgemäß entsorgen, ist der falsche Weg."

So argumentiert auch der Deutsche Zigarettenverband. "Ohne eine Veränderung des Konsumentenverhaltens würde der Vorschlag zu einer zeitlich unbegrenzten und finanziell massiven Belastung der Hersteller führen", warnte Geschäftsführer Jan Mücke. (APA, red 18.12.2018)