Aus dick wird dünn: Ein Mann und drei Frauen haben das geschafft – und erzählen, wie.

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Ingrid: Mit 50 Jahren von 95 zurück auf 78 Kilo

"Vor dem Abnehmen war das Zunehmen. Es begann mit circa 45 Jahren. Bis dahin konnte ich eigentlich immer essen, was ich wollte, und habe das auch getan. Ich komme aus der Steiermark, wo quasi auf jede Speise noch Butterflocken draufkommen, ich sage nur Käsenockerl, Speckfleckerl und Buchteln mit echter Vanillesauce. Der Zeiger meiner Waage zeigte 80, bald 90, dann 95 Kilo.

Meine Krux war das Klimakterium. Als gelernte Feministin dachte ich einige Zeit: Ich nehm mich, wie ich bin. Frausein hat nichts mit Konfektionsgrößen zu tun. In einem Geschäft in der Mariahilfer Straße kam dann aber in der Vorweihnachtszeit der Tag der Wahrheit in Form einer Verkäuferin, die mir zu verstehen gab, dass es in ihrem Laden nichts für Frauen wie mich gibt. '46, so was homma ned', hat sie gesagt. Ich fuhr gedemütigt mit der U-Bahn nach Hause.

'Resize, alle Dicken, die bei mir sind, haben mit dieser Methode abgenommen', hat dann mein Psychotherapeut gesagt. Habe ich gleich für den ersten Werktag im neuen Jahr einen Termin gebucht. Die Vorteile: Es sind Einzeltermine, die Ernährungsberater haben Erfahrung, und manch einer ist Ex-Fatty. Das Beste an Resize: Die Ernährungsumstellung wird maßgeschneidert.

Fragen wie 'Wann hast du Appetit?', 'Was schmeckt dir?', 'Kochst du gerne?', 'Was trinkst du?' sind allesamt positiv. Dann wird ein Menüplan erstellt. Bei mir wurde sehr viel auf 'fettarm' und 'light' transponiert und frisches Gemüse als Additiv erlaubt. Keine Ahnung, warum ich früher Gemüse nicht mochte oder Wasser freudlos empfand. Jetzt weiß ich: Es macht mich satt. Fast nebenbei habe ich 17 Kilogramm abgenommen. Mehr will ich auch nicht, denn darunter bin ich hungrig und unleidlich, sagt meine Umwelt."

Patrick: In zweieinhalb Jahren 42 Kilo weniger

"Als Kind und Jugendlicher war ich immer schlank. Das änderte sich, als ich etwa 20 Jahre alt war. Ich wurde kontinuierlich schwerer, mit Anfang 30 brachte ich 120 Kilo auf die Waage. Ich sah mit meinen 183 Zentimetern Körpergröße zwar nicht wirklich dick, aber doch sehr bullig aus. In meinem Freundeskreis war ich mit Abstand der Korpulenteste. Ich fühlte mich nicht unwohl, trotzdem wollte ich etwas ändern. Eine Crashdiät kam keinesfalls infrage, Stichwort Jo-Jo-Effekt. Ich wollte langsam Gewicht verlieren, zu groß war die Angst, dass meine Haut sonst schlaff runterhängen würde.

Also beschloss ich, an mehreren Rädchen gleichzeitig zu drehen. Ich war ein ausgesprochener Eistee-Junkie, im Schnitt zwei Liter täglich. Die flüssige Kalorienbombe habe ich mir nicht ganz verboten: wenn Eistee, dann nur mehr wohldosiert und maximal einen halben Liter. Ansonsten trinke ich Wasser, das ich leicht mit Sirup süße. Früher ernährte ich mich fast nur von Fertiggerichten, mittlerweile stehen hauptsächlich frische Speisen auf meinem Menüplan. Aber auch hier: kein striktes Verbot, ab und zu eine Fertigpizza darf sein.

Was noch geholfen hat? Langsam essen, damit das Hirn mitkommt und sich rechtzeitig das Sättigungsgefühl einstellt. 120 Kilogramm bekommt man ja nicht vom Zuschauen, früher schaufelte ich in kurzer Zeit sehr viel in mich rein. Relativ rasch zeigten sich die ersten Erfolge. Ein positiver Nebeneffekt: Auch Sport macht mir wieder Spaß. Im Sommer schwimme ich viel, im Winter versuche ich regelmäßig eine halbe Stunde Liegestütz oder andere Übungen zu machen. Innerhalb von zweieinhalb Jahren konnte ich so 42 Kilo abnehmen. Heute sehe ich aus, als wäre ich nie dick gewesen."

Andrea: Mit Magen-Bypass 52 Kilo leichter

"Meine Operation war 2014. Damals wog ich 140 Kilogramm, ein Magen-Bypass war für mich nach unzähligen Diäten die letzte Option. Ich war immer sportlich, aber eine Volume-Eaterin. Kohlenhydrate waren meine Leidenschaft: ein halbes Kilo Nudeln, Knödeln und Chips habe ich locker verdrückt. Sattsein kannte ich nicht mehr.

Mein Arzt am Wiener AKH hat mir dann gesagt, dass ich mit meiner Größe von 1,76 Metern und einem hohen Muskelanteil mit einen Magen-Bypass auf 90 Kilo runterkommen kann. Ich habe viel über die OP und den Lebensstil, den ich danach führen muss, gelesen – und mich dann dafür entschieden. So wie es der Arzt prognostiziert hat, war es auch. Ich habe im ersten Jahr langsam, aber stetig abgenommen, esse in erster Linie Eiweiß, wenig Kohlenhydrate und weiß, dass ich Speisen wie Gulasch gut vertrage, trockene Nudeln nicht.

Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören: Eine Kombination aus Eiweiß, Fett und Zucker, etwa in Form von Topfenpalatschinken, tut mir nicht gut, das fühlt sich sofort wie ein totaler Hangover an. Seit gut zwei Jahren wiege ich 88 Kilogramm und fühle mich total wohl. Allerdings ist Disziplin mein täglicher Begleiter. Ich mache viel Sport.

Und klar gibt es selten, aber doch Heißhungersituationen. Die passieren im Kopf. Ich kann aber damit umgehen, weil ich durch den Magen-Bypass Sattsein kennengelernt habe. Einmal im Jahr gehe ich zum Check in die Adipositas-Ambulanz im AKH. Mein aktueller Plan ist, die schlaffe Haut wegoperieren zu lassen. Dafür trainiere ich. Im Dezember 2019 will ich so weit sein. Was mit Magen-Bypass schwierig ist? Essen im Restaurant. Ich esse langsam, die Kellner wollen meinen Teller immer schon abservieren."

Michaela: Zwei Hosengrößen kleiner

"Montag, Mittwoch und Freitag sind die Tage, an denen ich nichts esse, sondern nur Tee, Wasser und Gemüsebrühe zu mir nehme, an allen anderen Tagen der Woche esse ich ganz normal. 2013 habe ich mit dem Intervallfasten begonnen, ein Freund hat es mir empfohlen.

Innerhalb von fünf Jahren habe ich wahrscheinlich 15 Kilogramm abgenommen. Ich habe keine Waage zu Hause, ich habe zwei Hosengrößen abgenommen. Aber leicht fallen mir diese Fastentage immer noch nicht. Ich habe in dem Sinne zwar kein Hungergefühl, aber mir ist sehr schnell kalt und ich bin viel müder. Am Abend bleibe ich eher zu Hause vor dem Fernseher, mit Freunden ausgehen und ihnen beim Essen zusehen, das schaffe ich nicht.

An meinen Fastentagen ziehe ich mich eher zurück. Ich bin übrigens überhaupt nicht der Typ Mensch, der sich gerne kasteit, im Gegenteil. Wenn ich also an einem Montag, Mittwoch oder Freitag eingeladen bin, dann setze ich an diesen Tagen mit dem Fasten aus. Auch im Urlaub schaffe ich mein Programm nicht – und auch nicht rund um die Weihnachtszeit. Das weiß ich nach vier Jahren, weil ich es jedes Jahr wieder erlebt habe.

Deshalb mache ich in diesen Zeiten dann immer wieder einmal ein paar Wochen Pause. Zugegeben: Dann nehme ich zwar wieder ein bisschen zu, aber dann mache ich irgendwann wieder weiter, weil sich das Leben mit weniger Kilos einfach wirklich viel besser anfühlt als mit Übergewicht. Ich habe mehr Energie, bin viel beweglicher und wendiger, und das genieße ich. Deshalb beginnt also auch im neuen Jahr wieder mein Intervallfasten. Es wird mir wie immer schwerfallen. Das Gute: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag beim Einschlafen werde ich mich wieder auf das Frühstück am nächsten Morgen freuen." (Günther Brandstetter, Karin Pollack, 29.12.2018)