Familientauglichkeit kann man ihm guten Gewissens unterstellen.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Mit dem Glaspanoramadach wirkt der Innenraum noch freundlicher.

Nach 15.000 Kilometern steht der Karoq da wie neu.

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Fach- und sachkundigen Auges steht Michael in unserer Garage beim Auto. Ja, so geht Kleinfamilienmobil. Nicht zu groß, nicht zu klein, nicht gar zu teuer, ein wenig fesch, aber nicht aufdringlich, und das Gestühl, es erinnert an Sportsitze und ganz langsam verblassende Jugend(erinnerungen). So etwas würde man sich womöglich selbst zulegen.

Hinten rein passt vom Kinderwagen über das Spielzeug bis zum Heimaturlaubskram alles Mögliche, und weil wir ein besonderes Auge darauf geworfen haben beim Dauertest: Der Karoq eignet sich sogar für Familien mit bis zu drei heranwachsenden Kindern.

Unaufdringlich fesch gibt sich der Karoq im Erscheinungsbild, drinnen entpuppt er sich als wohnliches, flexibles Multitalent.
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Das ist die eine, die Alltagsseite aus potenzieller Nutzersicht. Eine andere wäre die Fahrperspektive. Wie der SUV von den Abmessungen her ein goldenes Mittelmaß trifft, so auch da. Er lenkt ausreichend exakt, federt komfortabel, langstreckentauglich sind auch die Sitze, die Kombination 150-PS-Diesel mit Allrad hat sich gerade im Spätherbst als sinnvoll bewährt, und das DSG ist geradezu ein Muss. Aber da sind wir mitten in der preistreibenden Hakerlarbeit: Was kann/will/soll/muss ich mir aus der Extraliste leisten?

Fragen über Fragen

Bei der Motorisierung beginnt es meist. "Diesel oder Otto?", werden viele heute fragen. Schwachmatisches Basistriebwerk oder doch etwas mit ein bisschen Leistungs- und Spaßreserven? Allrad oder Frontantrieb? Hm. Oder die automatisch öffnende und schließende Heckklappe. Sehr praktisch. Aber brauche ich die? Das große Panoramaschiebeglasdach. Macht den Karoq zum luftigen Gefährt(en). Aber nötig? Oder das Bediensystem. Braucht es den großen Infotainmentbildschirm oder nehme ich auch hier lieber eine Basislösung und lasse das Smartphone die nötigen Aufgaben übernehmen? Da kann man überall enorm was sparen, es birgt aber auch Ärgerpotenzial. Wo man sich nachträglich denkt: Ach, hätte ich das besser doch genommen.

Zurück zum Testwagen. Der SCR-Kat-bewehrte 150-PS-Diesel klingt kalt etwas brummig, wie jeder Selbstzünder. Warm und im Dauerlauf ist das kein Thema. Und zur mehr als ausreichenden Spritzigkeit gesellt sich ein Sechsmonatsschnitt von 6,5 l / 100 km. Auch das den unterstelltermaßen knappen Säckeln der Zielgruppe Kleinfamilie angemessen.

Fein glänzt die Chromumrandung der Fenster.
Foto: Andreas Stockinger

Einen großen Sprung hat Škoda imagemäßig gemacht, seit der Laden zu VW gehört (1991). Erst waren die Ostblockmaseratis ein Geheimtipp. Stramm links geprägte Menschen wie der hochgeschätzte Exkollege Leo S. konnten da Autos ordern mit ideologisch-politisch korrekten Genen, dazu aber ausgereifter VW-Technik, und das zum deutlich günstigeren Preis als bei der Stammmarke. Die latente Germanophobie bei uns war ein zusätzliches Argument pro Škoda.

Der Abschied

Inzwischen hat sich die Marke massiv weiterentwickelt, das latent Weltanschauliche ist weiter in den Hintergrund getreten, die Kampfpreise sind weg, sind es übrigens auch bei den Koreanern. Was bleibt, ist ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, Technik absolut auf Höhe der Zeit und tadellose Qualität – nach über 15.000 Testkilometern wackelte, schepperte und knirschte nichts, der Karoq stand da wie neu.

Wir sagten zum Abschied leise servus, es geht eben nichts über einen guten Kumpel, und damit zurück zur Eingangsbegegnung. Könnte man Jungfamilienvater Michael den Karoq empfehlen? Guten Gewissens. (Andreas Stockinger, 2.1.2018)