Der e-tron schaut aus wie ein Audi, fährt sich wie ein Audi, kostet auch nicht mehr als ein Audi – oder ein hübscher BMW X5 Diesel –, ist aber ein Elektropionier der Marke.

Foto: Audi
Grafik: der Standard

Die Akkus sind im Boden des Fahrzeugs untergebracht.

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Mit 150 kW Gleichstrom pumpt diese Ladestation im Eiltempo Reichweite in den Audi. Was nicht nur gut ist.

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Das Heck des e-tron.

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Bei der Vernetzung leistet sich Audi aber auch nicht die kleinste Schwäche.

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Abu Dhabi – Gleich vorweg sei gesagt, dass der Audi e-tron für die lässige Fahrt in den Sanddünen so geeignet ist wie jeder andere 2,5 Tonnen schwere SUV auch. Oder wie Badeschlapfen für eine Bergwanderung. Weil es aber nicht einer gewissen Kurzweil entbehrt und nebenbei beeindruckende Fotos entstehen, sandstrahlen wir eben die Bodenplatte und Flanken dieses quattro.

Im Gelände ist der Federweg des e-tron dann doch ein bisserl dings.
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Der Audi e-tron hat also einen Allradantrieb. Bemerkenswerter ist aber, dass er das erste Großserienmodell der Marke ist, das rein elektrisch angetrieben ist. Als SUV der Oberklasse und mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern ist er zudem noch mehr als nur alltagstauglich. Selbst die Krux, die andere Autos dieser Größe haben – das Laden nämlich –, hat er im Griff. Halbwegs zumindest. Doch dazu nach diesem Makel.

Kein leichter Makel, ein schwerer. 2,565 Tonnen schwer, um genau zu sein. So viel wiegt der Audi e-tron nämlich. Und das spürt man. Nicht beim Beschleunigen. Mit dem Gewicht spielt sich der drehmomentstarke Elektroantrieb regelrecht. In unter sechs Sekunden gelingt der Sprint, wenn man nicht gerade im Sand steht.

Ein Bummerl

In der Kurve aber merkt man, dass der e-tron ein Bummerl ist. Am Scheitel giert er nach außen, und überhaupt fühlt er sich beim dynamischen Fahren ein wenig kopfschwer an. Das Gewicht ist der Reichweite geschuldet, die Abstimmung wohl der Tradition.

Wer heute mit dem Handling seines Audi-SUVs glücklich ist, wird vom e-tron begeistert sein. So gekonnt nimmt Audi seine Kunden mit in die neue Mobilität. Die Tradition liegt auch der Rekuperationsabstimmung zugrunde.

Bei der Rekuperation geht Audi einen eigenen Weg und verzichtet auf das One-Pedal-Driving.
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Anders als etwa BMW, Jaguar und Hyundai bietet Audi kein One-Pedal-Driving an, also eine Rekuperationsstufe, die permanent so stark ist, dass mit einer etwas vorausschauenden Fahrweise gar nicht erst gebremst werden muss. "Unsere Kunden wollen das nicht", erklärt Audi. Na gut, die kennen es aber auch gar nicht. Wie vieles andere am E-Auto auch nicht, von dem man ausgeht, dass da eine Gewöhnung eintreten wird.

Bremsen und Rekuperieren

Man hat sich dafür auf das Gefühl am Bremspedal konzentriert, erklärt man. Die Übergänge von Rekuperation zu mechanischer Verzögerung sind gut gelungen, allein der Pedaldruck ist recht hoch, was das Auto schwerer wirken lässt. Die Rekuperationsstärke kann man in drei Stufen über Schaltpaddels am Lenkrad bestimmen. Wenn man allerdings einmal das Bremspedal bedient, stellt sich das Rekuperationssystem wieder auf das Ursprungssetting zurück.

Doch in Wahrheit sind das Details, über die man sich ereifern oder begeistern kann, so man nach dem Freudengeschrei, dass Audi nun auch ein E-Auto auf den Markt bringt, nicht allzu heiser ist.

Der Innenraum des e-tron.
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Denn wenn ein so wichtiger Autobauer in ein neues Segment einsteigt, dann macht er das nicht, ohne seine Duftfährte zu hinterlassen. Bei Audi ist das Vorsprung durch Technik, wie wir brav von der Werbung gelernt haben. Die herausragende Technik steckt in dem Fall nicht nur in den Systemen, die dem Fahrer das Fahren erleichtern sollen, sondern im ganzen Block Antrieb und Akkus.

150 kW Gleichstrom

Die Reichweite hat Audi wie die meisten Konkurrenten nun im Griff. Wo andere schwächeln, das ist beim Laden. Da zeigt Audi vor, wie es geht. Mit 150 kW Gleichstrom füllt der e-tron seine Akkus in Rekordzeit. Das kann derzeit kein anderer Hersteller. Und selbst Audi gelingt das nicht ganz friktionsfrei.

In der Gegend um Abu Dhabi bemüht man sich redlich um ein grünes Image und begründet das mit Vorbereitungen auf eine Zeit, in der kein Öl mehr fließt. Smart Cities sind umzingelt von Solarkraftwerken, und ein solches stellt auch den Strom für die Schnellladestation bei der Präsentation bereit. Doch all die Sonne in der Wüste will für 150 kW nicht reichen, und so stehen um die Ecke noch riesige Dieselaggregate. Der Hund liegt also nur mehr im Detail. Im Groben stimmt's schon. (Guido Gluschitsch, 26.12.2018)